Wir kennen es aus unserer Schulzeit: Gruppenarbeit kann gut funktionieren, muss aber nicht. Jeder von uns hat bereits in der Schule schlechte Erfahrungen mit Gruppenarbeit gemacht. Das ist im Studium nicht anders. Die Gruppenarbeit in der Uni ist immer noch wenig effektiv und löst gelegentlich Frustration in uns aus. Woran liegt das? Müssten wir in einer Gruppe nicht mehr schaffen und mehr Spaß haben als beim eigenständigen Bearbeiten einer Aufgabe? Wieso scheitert die Gruppenarbeit in der Uni?

 

Was bringt uns Gruppenarbeit?

Die Idee ist folgende: Gemeinsam schaffen wir mehr als allein. Jedes Gruppenmitglied leistet seinen Part. Je mehr Gruppenmitglieder, desto mehr wird erreicht bzw. desto schneller wird die Aufgabe erledigt. Außerdem setzen wir auf Synergieeffekte: Durch den Austausch mehrerer Personen erhoffen wir uns, dass neue Ideen entstehen und sogar noch mehr erreicht wird, als durch die Addition der Einzelleistungen absehbar ist. Theoretisch ist das möglich. Praktisch jedoch einfach unrealistisch. Um die Gruppenarbeit zu verbessern, müssen wir erstmal verstehen, warum sie in manchen Fällen nicht funktioniert.

 

Wovon ist die Leistung einer Gruppe abhängig?

In erster Linie ist die Leistung natürlich von den Fähigkeiten und Einstellungen jedes einzelnen Gruppenmitglieds, und somit der Individualität der Gruppenmitglieder, abhängig. Doch das allein ist noch nicht ausschlaggebend für eine erfolgreiche Gruppenarbeit in der Uni! Die einflussreiche zweite Komponente ist gruppenspezifisch und entsteht erst durch die konkrete Zusammensetzung und Arbeitsweise der Gruppe.

Was kann eine Gruppe überhaupt leisten?

Die tatsächliche Gruppenleistung lässt sich mithilfe von drei Variablen bestimmen: Der potenziellen Gruppenleistung, den Prozessgewinnen und den Prozessverlusten.

  1. Potenzielle Gruppenleistung: Was kann die Gruppe leisten, wenn jedes Gruppenmitglied seine Fähigkeiten, sein Wissen und seine Kapazitäten optimal ausschöpft und einbringt?
  2. Prozessgewinne: Welchen Leistungszuwachs gibt es bei der Gruppenarbeit gegenüber der Einzelarbeit? Hier spielen Faktoren wie gegenseitige Motivation, Inspiration und soziales Lernen eine Rolle.
  3. Prozessverluste: Welche Leistungsminderungen gibt es durch die Gruppenarbeit? Motivationsverluste, Koordinationsschwierigkeiten und unterschiedliche Ansprüche an das Resultat beeinflussen die Prozessverluste.

 

Die Art der Aufgabe gibt den Ton an!                                                                                                                              

Ausschlaggebend für den Arbeitsverlauf und das Endresultat deiner Gruppenarbeit in der Uni sind die Aufgaben, die ihr bekommen habt und die Methoden mit denen ihr sie bearbeitet. Egal ob ihr in einer Lerngruppe eine Prüfung oder einen Vortrag vorbereitet: Die Art der Aufgabe, und somit das Ziel der Gruppenarbeit, bestimmt, wer wie viel leisten muss und was ihr am Ende geschafft habt:

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1. Additive Aufgaben

Die potenzielle Gruppenleistung setzt sich aus den Einzelleistungen der Gruppenmitglieder zusammen. Alle üben die gleiche Tätigkeit aus. Bei additiven Aufgaben leistet die Gruppe auf jeden Fall mehr als EIN Einzelner. Stellt sich die Frage, ob die Gruppe dennoch genauso viel leistet, wenn man die Einzelleistung jedes Mitglieds addieren würde.

Ein gutes Beispiel für eine additive Aufgabe ist das Brainstorming. Auch das Tauziehen stellt eine additive Aufgabe dar.

2. Disjunktive Aufgaben

Die potenzielle Gruppenleistung entspricht der Leistung des kompetentesten Gruppenmitgliedes. Bei dieser Aufgabenart muss am Ende der Gruppenarbeit ein Lösungsvorschlag und somit die Einzelleistung eines Mitglieds ausgewählt werden. Das bedeutet allerdings auch, dass dieser Lösungsvorschlag von den Gruppenmitgliedern als der Richtige erkannt und ausgewählt werden muss. Je größer die Gruppe, desto größer die Chance, dass einer von ihnen die Lösung findet.

Beispielhaft für disjunktive Aufgaben ist das Treffen einer Entscheidung oder das Lösen eines Problems oder einer Knobelaufgabe.

3. Konjunktive Aufgaben

Bei konjunktiven Aufgaben hingegen entscheidet das schwächste Gruppenmitglied über die potenzielle Gruppenleistung. Diese Aufgaben müssen von allen Mitgliedern ausgeführt werden und alle tragen zum Erfolg der Gruppe bei.

Ein Beispiel für diese Aufgabenart ist das Bergsteigen. Die Gruppe kommt nur so schnell voran wie das langsamste Gruppenmitglied.

Prozessverluste: Warum die Gruppe ihre Mitglieder schwächt!

Ein unerwünschter Nebeneffekt der Gruppenarbeit: Die Gruppe kann ihr Potenzial gegebenenfalls gar nicht voll ausschöpfen. Zum einen, weil einzelne Mitglieder demotiviert sind und zum anderen, weil die Arbeit in der Gruppe auch immer noch koordiniert und organisiert werden muss.

1.Motivationsverluste

  1. Soziales Faulenzen: Wenn Gruppenmitglieder das Gefühl haben, ihr individueller Beitrag zum Gruppenprodukt sei nicht identifizierbar, strengen sie sich weniger an. Dieser Effekt zeigt sich vor allem bei einfachen additiven Aufgaben. Den Mitgliedern fehlt die Anerkennung ihrer Leistung.
  2. Trittbrettfahren: Glauben Gruppenmitglieder ihr Beitrag zur Gruppenleistung sei bedeutungslos oder habe keinen Einfluss, so reduzieren sie ihre Anstrengung.
  3. Gimpel-Effekt/Trotteleffekt (Das ist der tatsächliche Fachbegriff!): Wenn jemand in der Gruppenarbeit glaubt, andere Gruppenmitglieder würden faulenzen oder Trittbrettfahren, so strengen sie sich selbst weniger an. Sie wollen dadurch verhindern, ausgenutzt zu werden.

Das Prinzip hinter diesen Motivationsverlusten lautet Verantwortungsdiffusion! Je mehr Gruppenmitglieder, desto weniger verantwortlich fühlt sich jede Person für den Erfolg der Gruppenarbeit. Die Verantwortung verteilt sich nämlich auf alle Schultern.

Nicht verzagen. Gegen Trittbrettfahrer kannst du wirksam vorgehen. Wie, erfährst du in dem nächsten Artikel!

2. Fertigkeitsverluste

Beim Brainstorming in der Gruppe werden mehr Ideen generiert als beim selbstständigen Erarbeiten von Ideen. Das ist ein Irrglaube! Es ist zwar möglich, muss aber keinesfalls so sein. Brainstorming gehört zu den etablierten Methoden der Gruppenarbeit. Die Effektivität kann aber durchaus eingeschränkt sein! Nennen Gruppenmitglieder Ideen innerhalb einer Kategorie, fahren wir uns häufig gedanklich fest. Die Ideen der anderen schränken unsere Kreativität ein. Durch den permanenten Redefluss kann es auch sein, dass wir unsere Ideen wieder vergessen. Die soziale Interaktion hemmt bei manchen Methoden also sogar unsere Fertigkeiten!

3. Koordinationsverluste

Zu viele Köche verderben den Brei! Die Einzelbeträge müssen in der Gruppenarbeit kombiniert werden. Das erfordert fast immer viel Koordination, was wiederum stark von der sozialen Interaktion abhängt. Glückt die Koordination nicht, wird die Leistung der Gruppe deutlich verringert. Aufgaben müssen verteilt, Methoden besprochen und Treffen vereinbart werden.

Der Ringelmann-Effekt: Beim Tauziehen zeigt sich: Die Kraft, mit der alle gemeinsam ziehen, ist geringer als die addierten Kräfte der Einzelpersonen. Das liegt daran, dass die die maximale Kraft nicht im exakt gleichen Moment eingesetzt wird. Je größer die Gruppe, desto größer die Leistungsabnahme der Gruppe.

Wenn es einfach nicht passt…

Was natürlich auch immer mal wieder vorkommen kann: Du musst mit Kommilitonen zusammenarbeiten, mit denen du dich persönlich nicht gut verstehst. Oder sogar das Gegenteil ist der Fall und ihr versteht euch so gut, dass ihr lieber über das Wochenende quatscht als den Vortrag auszuarbeiten. Die Lerngruppe oder die Gruppenarbeit gestaltet sich am effektivsten, wenn ihr gut miteinander auskommt, ähnlich motiviert und kompetent seid und gleiche Ziele verfolgt.

Fehlen die Grundvoraussetzungen?

Gruppenmitglieder sind nicht erreichbar, stellen sich quer, sind unzuverlässig oder betreiben Mobbing? Bestimmte Grundvoraussetzungen für eine kooperative Arbeit müssen bewerkstelligt werden! Ist dies nicht der Fall, ist das sinnvollste die Gruppenarbeit (mit diesen Personen) zu unterlassen. Sprich: Du suchst dir andere Referenten für den Vortrag, sprichst mit deinem Prof. über das Mobbing oder die Ineffektivität der Gruppe oder suchst dir eine andere Lerngruppe.

Die Gruppenarbeit in der Uni scheitert also an folgenden Gegebenheiten:

  1. Bei der Gruppenarbeit ist das Verantwortungsgefühl für das Resultat geringer als bei einer Einzelarbeit.
  2. Einzelne Gruppenmitglieder setzen sich stärker durch als andere, obwohl ihre Methoden oder Lösungen nicht die besten sind.
  3. Einzelleistungen sind nicht sichtbar oder werden nicht wertgeschätzt. Dadurch sind einzelne Personen demotiviert und zeigen nicht ihre vollständige Leistung.
  4. Die Gruppenzusammensetzung ist ungünstig gewählt, weil zum Beispiel Fähigkeiten, Aspirationen oder Persönlichkeitseigenschaften der Mitglieder stark verschieden sind.
  5. Die Aufgabenart frustriert dich, da sie festlegt wer für den Gruppenerfolg verantwortlich ist.

Das spricht aber nicht gegen Gruppenarbeit! Wenn du dich auf bestimmte Regeln mit deinen Gruppenmitgliedern einigen kannst und ihr die möglichen Prozessverluste im Hinterkopf behaltet, könnt ihr gemeinsam mehr erreichen als allein! Außerdem gibt es viele Prozessgewinne von denen du bei der Gruppenarbeit in der Uni profitierst!

Prozessgewinne: Die Gruppe ist mehr als die Summe seiner Mitglieder!

Andere Gruppenmitglieder können uns zusätzlich motivieren und auf Ideen bringen, die wir allein nicht hätten. Im Idealfall kann jeder seine Stärken maximal einsetzen um die Gruppe voran zu bringen.

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1. Motivationsgewinne

Wenn wir es richtig anstellen, können wir von diesen positiven Effekten profitieren:

  1. Köhlereffekt: Da schwächere Gruppenmitglieder nicht für schlechte Gruppenleistungen verantwortlich sein wollen, strengen sie sich bei einer Gruppenarbeit mehr an als bei einer Einzelarbeit. Gerade bei konjunktiven Aufgaben zeigt sich dieser Effekt.
  2. Sozialer Wettbewerb: Vorausgesetzt der individuelle Beitrag zum Gruppenergebnis ist erkennbar und die Gruppenmitglieder ungefähr gleich fähig: Mitglieder strengen sich mehr an, um die anderen zu übertreffen.
  3. Soziale Kompensation: Fürchten Gruppenmitglieder, dass durch schwächere Mitglieder Leistungsverluste entstehen, so strengen sie sich besonders an. Das gilt vor allem wenn das Gruppenziel für sie bedeutsam ist. Bei additiven Aufgaben bringen sie überdurchschnittliche Leistungen, sodass die Gruppenleistung am Ende wieder durchschnittlich ist.

2. Fertigkeitsgewinne

Die soziale Interaktion bei der Gruppenarbeit kann unsere Fähigkeiten stimulieren. Wir schauen uns Problemlösestrategien ab, verknüpfen das Wissen durch hilfreiche Ergänzungen einfacher oder bemerken Fehler schneller. Besonders in der Lerngruppe profitieren wir von dem Können der anderen Gruppenmitglieder.

Ich kann was, was du nicht kannst!

Das wohl tollste an der Gruppenarbeit? Jeder kann seine Fähigkeiten gezielt einsetzen, um die Gruppe zum Ergebnis zu führen. Wenn Methoden gekonnt eingesetzt werden, die Kommunikation zwischen Mitgliedern stimmt und du von deinen Kommilitonen lernen kannst, dann merkst du wie viel dir Gruppenarbeit in der Uni bringt! Siefördert deine sozialen Fähigkeiten ebenso wie deine fachliche Kompetenz.

All das funktioniert natürlich nur, wenn du verhinderst dass die Gruppenarbeit in der Uni scheitert. Den Eintritt der oben genannten negativen Effekte kannst du verhindern! Durch welche konkreten Schritte und mithilfe welcher Methoden dir das gelingt erfährst du im nächsten Artikel!

Bis dann,

Daniel

Quellen:

http://groups.uni-paderborn.de/psychologie/scha_Gruppen-Teams_Einflussfaktoren%20der%20Gruppenleistung.pdf

http://www.psy.uni-muenchen.de/wirtschaftspsychologie/forschung/working_papers/wop_2010_9.pdf

Frey, Dieter; Bierhoff, Hans-Werner: Sozialpsychologie – Interaktion und Gruppe, Hogrefe, Göttingen 2011.

Werth, Lioba; Mayer, Jennifer: Sozialpsychologie, Springer, Heidelberg 2008.