Bin ich zu dumm fürs Studium? Wahrscheinlich nicht. Ein weiser Mensch sagte mal: „Ein Zeichen für Intelligenz ist der stetige Zweifel. Idioten sind sich immer sicher, egal was sie tun.“ Da du womöglich aus Zweifel an deinen Fähigkeiten auf diesen Artikel geklickt hast, kannst du also schon mal nicht dumm sein! Hast du aus reinem Interesse hierher gefunden, zeugt das vor allem von Wissbegierde. Auch schon mal nicht schlecht! Egal, was dich zum Klicken veranlasst hat – hier erfährst du mehr zum Thema Intelligenz, ob sich mangelndes Denkvermögen ausgleichen lässt, wie Scheitern mit Dummheit zusammenhängt und warum du bestimmt nicht zu dumm fürs Studium bist.

Dummheit & Intelligenz –Eine Begriffsbestimmung

Laut Duden ist Dummheit als „Mangel an Intelligenz“ definiert. Intelligenz wiederum definiert der Duden als „Fähigkeit des Menschen, abstrakt und vernünftig zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten“. Wenn wir diese Definition unter die Lupe nehmen, fällt auf, dass sie eine Menge Interpretationsspielraum bietet. Das ist auch so gewollt, denn selbst Forscher sind sich darüber uneinig, was genau Intelligenz ist und welche Facetten sie beinhaltet.

Intelligenz als psychologisches Konstrukt

Was haben Wohlbefinden, Depressivität, Optimismus und Intelligenz gemeinsam? Sie sind nicht direkt beobachtbar und dennoch zweifeln wir ihre Existenz nicht an. Sie sind Beispiele für Konstrukte. Konstrukte sind hypothetische Entitäten oder Eigenschaften, also vom Menschen konstruierte Konzepte, die dem was wir vermuten einen Namen und eine Struktur verleihen. Diese Konstrukte versuchen Forscher mithilfe von manifesten Variablen zu erschließen, d.h. messbar zu machen. Intelligenz ist also eine von Psychologen konstruierte Persönlichkeitseigenschaft, die sie versuchen durch geeignete Mittel zu erfassen bzw. zu messen.

Tatsächlich ist Intelligenz ein psychologisches Konstrukt, das sehr gut gemessen werden kann! Mithilfe von Intelligenztests können Psychologen objektiv und insbesondere sehr reliabel den Grad der Intelligenz eines Menschen erfassen. Das bedeutet: Die Messgenauigkeit der IQ-Tests ist so hoch, dass dieselbe Person den Intelligenztest mehrmals in unterschiedlichen Situationen und zu unterschiedlichen Zeiten machen könnte und der Test immer das gleiche Ergebnis generieren würde. Messen können wir Intelligenz also scheinbar ganz gut. Das Finden einer universellen Definition für Intelligenz gestaltet sich da schon schwieriger.

Was bedeutet es, intelligent zu sein?

Schon die Definition des Dudens lässt anklingen, dass Intelligenz scheinbar mit zweckvollem Handeln verbunden ist. Intelligent ist, wer intelligent handelt. So weit, so gut. Nur ist nicht so leicht zu sagen, was als intelligentes Handeln verstanden wird. Je nach Situation kann das stark variieren. Intelligentes Handeln ist immer auch kulturgebunden. Während der Begriff in Deutschland implizit mit Erfolg, logischem Denken, Gedächtnis und Selbstbestimmung in Beziehung gesetzt wird, ist er in China eher mit Konzepten wie Gutmütigkeit, Anstrengung und angemessenem Handeln assoziiert. Je nachdem welches Ziel wir mit unserem Handeln verfolgen und welcher Kultur wir angehören, wird intelligentes Verhalten ganz unterschiedlich interpretiert.

Der einfachste Ausweg aus dem Definitionsdilemma wäre zu sagen: Intelligenz ist, was der Intelligenztest misst. Doch wir wären keine Menschen, wenn uns nicht unsere Neugier und unser Bedürfnis nach Erkenntnisgewinn zum ständigen weitererforschen motivieren würde. In den letzen 100 Jahren haben sich viele Wissenschaftler der Intelligenzforschung gewidmet und immer wieder neue und bessere Theorien und Modelle zur Struktur der Intelligenz aufgestellt. Die wichtigsten Intelligenzmodelle jahrelanger Forschung hier im Überblick:

Die Klassiker: Traditionelle Intelligenzmodelle

Die klassischen Intelligenzmodelle befassen sich vor allem mit folgenden Fragen: Gibt es mehrere Facetten von Intelligenz und wenn ja: Wie viele? Sind diese gleichrangig oder haben sie eine hierarchische Struktur?

Die erste bedeutsame Theorie stammt von Spearman und nennt sich Generalfaktortheorie der Intelligenz. Spearman postulierte eine allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit, die als „generelle Intelligenz“ (abgekürzt g) bezeichnet wird. Ihm fiel auf, dass Leistungen in verschiedenen Schulfächern sehr stark miteinander assoziiert waren, auch wenn die Inhalte und Aufgabenformate kaum etwas gemeinsam hatten (Rechnen vs. Vokabeln einprägen). Seine Schlussfolgerung: Scheinbargibt es eine Dimension für alle intellektuellen Leistungen, also einen allgemeinen Intelligenzfaktor. Beim Lösen einer Aufgabe wirken, laut Spearman, also immer ein spezifischer Intelligenzfaktor (der sich auf die konkrete Aufgabe und den Fachbereich bezieht) und der allgemeine Intelligenzfaktor (g). Daher wird diese Theorie auch als Zweifaktorentheorie bezeichnet.

Thurstone entwickelte daraufhin das Primärfaktorenmodell. Er isolierte im Rahmen seiner Forschung mehrere Gruppenfaktoren der Intelligenz, die relativ unabhängig voneinander sind. Thurstone postuliert sieben Faktoren die zum Denkvermögen einer Person beitragen: Merkfähigkeit, numerische Fähigkeiten, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, schlussfolgerndes Denken, räumliches Vorstellungsvermögen, verbales Verständnis und Wortflüssigkeit. Er ging davon aus, dass jede intellektuelle Leistung bzw. Aufgabe durch mehrere unterschiedlich gewichtete Primärfaktoren bestimmt wird.

Catell und Horn hingegen postulierten im Rahmen ihrer Theorie der fluiden und kristallinen Intelligenz zwei breite Sekundärfaktoren, die gemeinsam die Intelligenz einer Person bestimmen. Die fluide Intelligenz (gf) beschreibt allgemeine Informationsverarbeitungsprozesse wie abstraktes Problemlösen. Die kristalline Intelligenz (gc) setzt sich hingegen aus dem erworbenen Wissen zusammen. Hier erfährst du, welche dieser Intelligenzen du im Alter noch steigern kannst!

Die Newcomer: Alternative Intelligenzmodelle

In den Medien hört man zunehmend von „anderen“ Intelligenzen. Die wohl bekanntesten Beispiele sind: soziale, emotionale und praktische Intelligenz. Das Problem dieser neuen Konstrukte besteht darin, dass sie keine zusätzlichen Prädiktoren für beruflichen Erfolg oder akademische Leistungen darstellen. Mithilfe der klassischen Intelligenztests lassen sich diesbezüglich bessere Vorhersagen treffen. Zudem sind die Messinstrumente zur Erfassung dieser Intelligenzen meist sehr unpräzise. Oftmals ist es auch so, dass die Tests zur Messung dieser neuartigen Intelligenzen vermutlich einfach bereits etablierte Konstrukte messen. Statt emotionaler Intelligenz erfassen sie beispielsweise eher Extraversion, Neurotizismus, Soziabilität und Offenheit.

Was misst der IQ Test?

Es wird davon ausgegangen, dass beim Bearbeiten eines (wissenschaftlich fundierten) Intelligenztests mehrere Anteile in das Ergebnis einfließen: Zum einen der Generalfaktor (g). In Abhängigkeit der Aufgabenart und dem abgefragten Fachbereich werden zudem spezifischere Fähigkeiten gemessen. Dazu kommen dann auch immer noch kleine Zufallseffekte, die nicht durch den Rest erklärt werden können. Testergebnisse variieren also leicht von Test zu Test. Ein gängiger und wissenschaftlich fundierter Intelligenztest ermittelt jedoch zu einem großen Anteil den g-Faktor und gibt daher Auskunft über deine allgemeine intellektuelle Fähigkeit.

Der g-Faktor -Old but gold!

Dass alle Intelligenztests zu einem gewissen Grad dasselbe erfassen, ist eine empirisch nachgewiesene Tatsache. Spearman hatte also Recht! Es gibt etwas, das allen Leistungen gemein ist: Die generelle kognitive Leistungsfähigkeit g. Dieses Phänomen wird auch als positive Mannigfaltigkeit bezeichnet. Dein IQ-Wert ist also ein Indikator für g!

Das bedeutet dein IQ-Wert!

Das Nonplusultra bei der IQ-Testung ist die Verwendung des Abweichungs-IQ. Wie bei allen Persönlichkeitseigenschaften wird auch bei der Intelligenz davon ausgegangen, dass eine Normalverteilung vorliegt. Der geschätzte Mittelwert liegt bei 100. Mit einem IQ von 100 bist du sozusagen genau durchschnittlich intelligent, gemessen an allen anderen Personen, die den gleichen Test gemacht haben.

Der Durchschnittsbereich wird jedoch unterschiedlich definiert. Streng genommen liegt er zwischen 90 und 109, denn diese Spanne schließt 50% aller Menschen ein. Der Durchschnittsbereich kann aber auch alle Werte umfassen, die innerhalb einer Standardabweichung unter oder über dem Mittelwert liegen. Somit zählen alle IQ-Werte von 85 bis 115 als durchschnittlich. In dieser Spanne liegen 68% aller Menschen. Demnach wären alle Personen mit einem IQ zwischen 70 und 84 unterdurchschnittlich intelligent, während alle mit einem IQ von 116 bis 130 als überdurchschnittlich intelligent klassifiziert werden würden.

Ein IQ-Wert kleiner als 70 spricht für eine geistige Behinderung, während ein IQ-Wert von über 130 meist mit Hochbegabung gleichgesetzt wird. Hierbei ist aber zu beachten, dass auch diese Zahlendurch Konventionen bzw. durch Normverteilung festgelegt wurden. Meist sind zusätzlich noch andere Eigenschaften notwendig, um Personen als geistig behindert oder hochbegabt zu klassifizieren. Zudem wäre es auch möglich, dass jede Generation immer schlauer wird und sich dadurch auch die Normverteilung verändert.

IQ-Werte & akademische Leistung

Bereits im Schulalter sagt der gemessene IQ viel über die schulische Leistung aus. Je intelligenter der Schüler, desto besser seine Noten. Die Beziehung zwischen IQ und Schulnoten wird jedoch in höheren Klassenstufen immer geringer. Das heißt jedoch nicht, dass das Denkvermögen an Bedeutung verliert. Es wird angenommen, dass leistungsschwächere Schüler schlichtweg die höheren Klassenstufen nicht mehr erreichen und somit die Schulklassenbezüglich ihrer Intelligenz homogener werden. Die Noten in höheren Klassenstufen werden dann vor allem durch die Ansammlung an Wissen und Faktoren wie Fleiß, Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer beeinflusst.

Zu dumm fürs Studium? ‒ IQ & Studierfähigkeit

Auch die Leistung im Studium kann der IQ gut vorhersagen. Studierfähigkeit hängt in jedem Fall mit Intelligenz zusammen (aber auch mit anderen Fähigkeiten. Welche Eigenschaften ein guter Student mitbringen sollte, erfährst du in diesem Blogartikel). In einer Längsschnittstudie wurde der IQ bei Personen im Alter von acht bis neun Jahren gemessen. Jahre später wurde ihr höchster Bildungsabschluss erfasst. Von den Personen mit einem IQ von 95 bis 104 hatten 22,7% erfolgreich das Studium abgeschlossen. Bereits 33,5% aller Personen mit einem IQ von 105 bis 115 war dies ebenfalls gelungen. Von den überdurchschnittlich Intelligenten (IQ ab 115) konnten 59,3% das Studium erfolgreich abschließen. Im Gegensatz dazu gelang der Studienabschluss Personen mit einem IQ zwischen 85 und 94 nur 9,6% und Personen mit einem IQ unter 85 nur 2,1%.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2007 ergab eine mittlere Korrelation von r=.48 der Intelligenz und dem Erfolg im Studium. Das heißt es besteht ein positiver linearer mittelstarker Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen. Je intelligenter die Studierenden, desto mehr Erfolg haben sie im Studium. Über Kausalität kann hierbei jedoch keine Aussage getroffen werden.

Beim Betrachten mehrerer Studien zeigt sich, dass die Unterschiedlichkeit in den Noten im Studium maximal zu 50% durch den IQ bestimmt wird. Das heißt, beim Studieren spielen noch andere Faktoren wie Persönlichkeitseigenschaften, Lerneinstellungen und Motivation eine Rolle. Dennoch gilt: Kognitive Leistungsfähigkeit ist mit weitem Abstand prädiktiver für die akademische Leistung als die Motivation!

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Kann ich mangelnde Intelligenz beim Studieren ausgleichen?

Ein Zitat von Helmke und Weinert bringt es auf den Punkt: „Intelligentere sind […] besser in der Lage, sich auf neue Aufgaben einzustellen, effektivere Problemlösestrategien zu entwickeln und lösungsrelevante Regeln zu erkennen. Intelligentere haben […] in kumulativen Lernsequenzen unter vergleichbaren Zeit- und Instruktionsbedingungen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit mehr und intelligenter organisiertes Wissen erworben“(vgl. Helmke, A. & Weinert, F.E. 1997).

Mit anderen Worten: Studieren können wir auch mit einem geringeren IQ. Mangelnde Denkfähigkeit lässt sich ausgleichen, nur ist dieser Ausgleich sehr groß. Es kostet viel Motivation, Fleiß und Ausdauer ähnlich gute Leistungen zu erzielen. Dennoch ist ein Ausgleich beim Studieren möglich! Durch Zeitmanagement, Disziplin und dem Verwenden von individuell angepassten und erprobten Lernstrategien können Studierende mit einem geringeren IQ, ebenso gute Noten bzw. den Abschluss erzielen. Studierfähig bist du in jedem Fall!

Der erste Schritt besteht tatsächlich darin zu erkennen, dass diese Anstrengung notwendig ist und sich nicht mit anderen zu vergleichen, die bessere Noten mit weniger Anstrengung erzielen. Du solltest dir einen individuellen Maßstab setzen und deine Ziele diszipliniert verfolgen. Wie auch Studienscheiss in diesem Artikel erklärt: Nur Intelligenz allein reicht nicht aus, um gute Noten zu bekommen. Der IQ hat natürlich einen großen Einfluss, aber das ist eben nur die halbe Miete. Durch Struktur, Organisation und Lernerfahrung kannst du eine ganze Menge erreichen!

Zu dumm fürs Studium: Sollte ich aufhören zu studieren?

Auf jeden Fall nicht, nur weil du deinen Grips in Frage stellst! Der IQ-Wert allein sagt noch nichts über deinen potenziellen Erfolg im Studium aus. Wenn du dich also fragst, ob du zu dumm fürs Studium bist, bekommst du von uns ein klares Nein: Studierfähigkeit beinhaltet noch viele weitere Komponenten. Wenn du nicht weißt, ob du weiter studieren solltest, schau dir dieses Video an. Hier erfährst du mehr zum Thema „Studium abbrechen“ .

Noch nicht genug? Dann schau dir hier an, welche Irrtümer und Mythen zum Thema IQ vorherrschen!

Viel Erfolg beim Studieren & bis bald!

Daniel

Quellen:

https://www.duden.de/rechtschreibung/Intelligenz

https://blog.hello.jobs/2016/10/03/wichtig-iq-jobs-ausbildung-studium/

https://www.beltz.de/fileadmin/beltz/downloads/OnlinematerialienPVU/DifferentiellePsychologie/11.2_Intelligenzmodelle.pdf

Helmke, A. & Weinert, F. E. (1997). Bedingungsfaktoren schulischer Leistungen. In F. E. Weinert (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie, Band 3 (Psychologie der Schule und des Unterrichts) (S. 71-176). Göttingen: Hogrefe-Verlag.

Detlef H. Rost: Intelligenz: Fakten und Mythen. Beltz, 2009

Nicholas Mackintosh: IQ and Human Intelligence. Oxford University Press, 2011

 

Interessante Links zum Thema Studierfähigkeit:

https://www.br.de/puls/themen/leben/jemanden-mit-einem-iq-von-70-bekommt-man-nicht-studierfaehig-100.html

https://www.n-tv.de/panorama/Abi-aber-zu-dumm-fuer-die-Uni-article18764066.html

https://www.studienscheiss.de/intelligent-studieren/

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