Nach deinem Abitur tritt für dich unvermeidbar die Frage auf den Plan: Wie mache ich jetzt weiter – Ausbildung oder Studium? Bist du für ein Studium geeignet oder ist eine Ausbildung der richtige Weg? All das zu entscheiden – dabei hilft dir dieser Artikel.
Ausbildung – Studium – Vergleich
Wo liegen eigentlich die Unterschiede zwischen Ausbildung und Studium?
Zunächst einmal solltest du dich darüber informieren, was eine Ausbildung und ein Studium genau bedeuten. Ausbildungen sind meist praxisorientierter, an einer Uni oder Fachhochschule hingegen lernst du vor allem theoretisches Arbeiten. Prinzipiell ist es also eine Geschmacksfrage, ob du Ausbildung oder Studium besser findest. Aber du solltest dir darüber im Klaren sein, dass Ausbildung nicht gleich Ausbildung ist.
Ausbildung ist nicht gleich Ausbildung…
Es gibt schulische und betriebliche Ausbildungen. Bei schulischen Ausbildungen hast du fachspezifischen Unterricht in einer Schule. Die Praxisphasen sind eher kurz. Betriebliche Ausbildungen sind oft praktischer orientiert. Du hast einige Tage in der Woche Unterricht in einer Berufsfachschule. Die restliche Zeit bist du in deinem Ausbildungsbetrieb, wo du vermutlich mehrere Stationen durchläufst, um ganz vielfältige Praxiserfahrungen zu sammeln.
Klingt kompliziert? Hier zwei Beispiele:
- Bei der Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher durchläufst du normalerweise eine zweijährige schulische Ausbildung. Am Ende leistest du noch ein Anerkennungsjahr: Dann bist du zwölf Monate in einem Betrieb, zum Beispiel in der örtlichen Kindertagesstätte oder in einer Ganztagsschule.
- Bei einer betrieblichen Ausbildung bist du von Anfang an in einen Betrieb eingewoben und verdienst sofort dein erstes eigenes Geld. Das hat den Vorteil, dass du dann direkt unabhängig bist. Das tut auch deinem Selbstbewusstsein gut! Wo im Betrieb du eingesetzt wirst, hängt davon ab, wo gerade Arbeit anfällt. An den Tagen, an denen du nicht im Betrieb bist, hast du Unterricht an einer Berufsschule.
Ausbildungen werden aber zum Teil vom Bundesland geregelt, daher kann es in anderen Bundesländern anders aussehen. Informier dich rechtzeitig über den Ablauf der Ausbildung und die Inhalte.
… und Studium ist nicht gleich Studium
Ausbildung oder Studium – Hast du dich für ein Studium entschieden? Dann kommen jetzt noch weitere Fragen auf dich zu, denn Studium ist nicht gleich Studium.
Ein Studium bereitet dich intensiv und theoretisch auf dein späteres Berufsleben vor. Du verdienst kein Geld, kannst dich aber für Stipendien bewerben oder neben der Uni jobben. Viele Student_innen haben auch Anspruch auf Bafög, also Unterstützung vom Staat.
Neben dem ‘normalen’ Studium gibt es auch das sogenannte duale Studium. Ein duales Studium verknüpft die praktische Arbeit in einem Betrieb mit den theoretischen Inhalten eines Studiums. Die Plätze für ein duales Studium sind heiß begehrt: Du musst dich frühzeitig in Betrieben bewerben, um eine Zusage zu erhalten.
FAQ Ausbildung oder Studium: Das duale Studium
Entscheidungshilfe: Unterschiede zwischen Fachhochschule und Universität
Fachhochschule (FH) | Universität (Uni) |
Schwerpunkt: Anwendung von Wissen | Schwerpunkt: Forschen |
Abschluss: Fachhochschulreife, Ausbildung | Abschluss: Abitur |
Promotion nicht möglich | Promotion möglich |
Du bist vermutlich immer noch unsicher, ob du für eine Ausbildung oder Studium entscheiden sollst. Hier sind einige Fragen, die du dir stellen solltest:
- Interessiert mich wissenschaftliches Arbeiten?
Wenn dich wissenschaftliches Arbeiten interessiert und du dich gerne intensiv mit einem Thema beschäftigst, dann kann ein Studium absolut das Richtige für dich sein. An Universitäten und Fachhochschulen bekommst du intensive Einblicke in Forschungsmethoden, den Stand der aktuellen Forschung oder Praxis sowie wichtige Fragestellungen in deinem Fach. Das kann sehr interessant sein.
- Kann ich mich selbst organisieren?
Ob du dich für Ausbildung oder Studium entscheidest, sollte auch damit zutun haben, wie du dich selbst organisieren kannst. Kannst du selbstständig lernen und feste Zeiten dafür einplanen? Oder brauchst du jemanden, der dir sagt, was du lernen sollst und am besten auch noch, wann?
Wenn du dich für ein Studium und gegen eine Ausbildung entscheidest, ist es wichtig, dass du lernst, dich selbst zu organisieren und deine Disziplin zu trainieren. Aber keine Sorge, das kannst du lernen: Motiviert-Studiert.de bietet dir dafür zahlreiche Tools und Hilfsmittel. Hier findest du zum Beispiel unsere Ersti-Surivival-Tipps und weitere Tipps für das erste Semester.
- Wie flexibel will ich sein? Wie viele Verpflichtungen will ich haben?
Mit einem Ausbildungsvertrag gehst du viele Verpflichtungen ein. Du hast dafür Sorge zu tragen, jeden Tag pünktlich auf der Bildfläche zu erscheinen und dich an die Anweisungen deiner Vorgesetzten zu halten. Studierende hingegen haben an vielen Unis keine Anwesenheitspflicht. Sie sind also flexibler. Die Entscheidung zwischen Ausbildung oder Studium hat also auch damit zu tun, wie viel eigene Verantwortung du übernehmen möchtest.
- Wie viel möchte ich bestimmen?
Für Neugierige bietet das Studium oft einige Freiräume, die selbstständig gefüllt werden können. So ist das Reinschnuppern in andere Fächer oft problemlos möglich und auch Praktika sind in den langen vorlesungsfreien Zeiten oder an freien Tagen nicht ausgeschlossen.
Allerdings kann man sich damit auch leicht übernehmen: Viele Studierende wollen gar nicht so viel selbst entscheiden. Ausbildungen oder auch feste Stundenpläne an Fachhochschulen können da Sicherheit schaffen. Der Unterschied zwischen Ausbildung oder Studium ist auch, wie viele eigene Themen du verfolgen kannst und ob diese Themen Platz in Ausbildung oder Studium haben oder nur in deiner Freizeit.
- Will ich später eine Führungsposition haben?
Die Entscheidung, ob Ausbildung oder Studium, ist auch die Frage nach dem, was du langfristig möchtest. Wenn du später in einer Führungsposition arbeiten willst, setzt das meist ein Studium voraus. Immerhin haben 70% der Führungskräfte in Deutschland ein Studium absolviert. Allerdings kommt es hier auch auf die Branche an: Im Handel zum Beispiel gibt es mehr Chefs und Chefinnen ohne Studium als mit.
- Zieht es mich zu einem ganz bestimmten Beruf hin?
Was du auf jeden Fall bedenken solltest, ist, dass du viele Berufe nur durch ein Studium erlernen kannst: Ausbildung oder Studium – das ist hier eine ganz zentrale Frage, denn es gibt keine Ausbildung für Jurist_innen oder Lehrer_innen. 🙂
- Mag ich eher Theorie oder Praxis?
Wenn du dich gerne in einem Thema verlierst und dich deine Interessen locker drei bis fünf Jahre begleiten, dann ist ein Studium sicherlich das Richtige für dich, denn nie wieder hast du so viel Zeit, dich mit einem Thema in der Tiefe zu beschäftigen. Möchtest du hingegen direkt praktisch arbeiten, solltest du eine Ausbildung in Betracht ziehen. Das Studium an einer Fachhochschule oder ein duales Studium können gute Mittelwege sein, wenn du dich zwischen Ausbildung oder Studium entscheiden musst.
- Sprich mit Leuten, die diese Entscheidung bereits getroffen haben.
Studierende und Azubis können dir viele Fragen beantworten, von Ihren eigenen Erfahrungen mit Ausbildung oder Studium erzählen und dir vielleicht sogar einige Ängste nehmen.
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Ausbildung – Studium – Vergleich |
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Soll ich studieren… | … oder eine Ausbildung machen? | |
Dauer | 3-6 Jahre | 2-3,5 Jahre |
Kosten | Die Finanzierung ist oft kostspielig. | Manchmal kannst du schon eigenes Geld verdienen. |
Theorie vs. Praxis | Viel Theorie, wenig oder keine Praxis. Du kannst aber Praktika machen. | Die Anteile von Praxis und Theorie sind von der Art der Ausbildung abhängig. |
Zeitmanagement | Deine Zeiteinteilung ist flexibel. Du kannst aussuchen, wann du arbeitest und wann du lernst. | Du hast feste, vorgegebene Zeiten in der Schule und im Betrieb. |
Selbstorganisation | Hohe Selbstorganisation notwendig: Wann lerne ich? Wann kann ich jobben? | Feste Strukturen bieten Sicherheit: Ich weiß, wann ich in der Schule bin und wann im Betrieb. |
Orientierung | Wissenschaftsorientiertes Arbeiten | Praxisorientiertes Arbeiten |
Für alle etwas dabei: Die Finanzierung
In einer betrieblichen Ausbildung verdienst du oft bereits Geld. Bei schulischen Ausbildungen kann Schüler-Bafög eine Unterstützung sein. Wenn du dich für ein Studium entscheidest, musst du zwangsläufig über die Finanzierung nachdenken. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Stipendien, Bafög, Nebenjob – das sind die häufigsten.
- Bafög
Viele Studierende haben während Ausbildung oder Studium Anspruch auf Bafög, scheuen aber den Bewerbungsaufwand. Was viele nicht wissen: Nicht nur Studierende haben Anspruch, sondern auch schulische Auszubildende.
Die Hälfte des Bafög-Geldes ist außerdem ein Zuschuss, d.h. es muss nicht zurückgezahlt werden. Die andere Hälfte ist ein zinsloses Darlehen. Darum gilt auch hier: Probieren, um entspannter zu studieren 😉
- Stipendien
Geld bekommen, um in Ausbildung oder Studium zu lernen. Das klingt fantastisch, oder? Ist es auch. Leider bewerben sich viel zu wenige Studis auf Stipendien, sodass viele Stipendien gar nicht erst vergeben werden. Übrigens gibt es auch Stipendien für Azubis. Darum: Informier dich rechtzeitig über Stipendien, die für dich passen könnten – und trau dich, dich zu bewerben!
- Nebenjob
Das ist vermutlich die häufigste Form der Studienfinanzierung. Am besten versuchst du frühzeitig einen Job zu finden, der zu deiner Ausbildung oder deinem Studium oder zumindest zu deinem späteren Berufsziel passt. Während einer Ausbildung hast du höchstens einige Stunden Zeit für Nebenjobs, zum Beispiel Babysitting. Während eines Studiums kannst du eventuell sogar einen Tag pro Woche ohne Vorlesungen haben.
- Kredit
Du kannst für dein Studium auch einen Studienkredit aufnehmen. Diese Kredite werden monatlich ausgezahlt und verzinst. Dir sollte bewusst sein, dass du dieses Geld plus Zinsen nach dem Studium zurückzahlen musst. Das ist eine hohe Belastung für den Start ins Berufsleben.
- Unterstützung von Zuhause
Viele Studierende bekommen finanzielle Unterstützung von Zuhause oder dürfen während Ausbildung oder Studium im Elternhaus wohnen. Vielleicht gehörst du zu diesem glücklichen Personenkreis. Sprich das Thema einfach mal an. Vielleicht hat deine Familie konkrete Ideen, wie sie dich unterstützen oder wie du dich finanzieren kannst.
Berufschancen & Einstiegsgehalt
Berufschancen nach Ausbildung oder Studium
Die meisten Studis haben Angst vor dem Berufseinstieg: In vielen Fächern gehen Gerüchte um, dass man mit bestimmten Abschlüssen ohnehin als Taxifahrer endet. Es stimmt, dass die Bewerbungsphasen nach dem Studium oft länger sind. Azubis hingegen bekommen in zwei von drei Fällen ein Angebot vom Ausbildungsbetrieb. Das gibt Sicherheit! Langfristig bietet aber auch ein Studium berufliche Sicherheit: Die Arbeitslosigkeit unter Akademiker_innen ist verhältnismäßig gering.
Das liebe Geld… Einstiegsgehalt
Du investierst jahrelang in Ausbildung oder Studium, aber wie sieht dein Einstiegsgehalt aus? Hat sich das Ganze finanziell gelohnt? Wirklich verlässliche Daten zu Gehältern zu finden, ist schwierig. Dein Gehalt hängt letztlich davon ab, wie groß der Betrieb ist, in dem du anfängst, in welcher Branche und Region du arbeitest, und natürlich auch, ob du als Trainee oder mit Festanstellung anfängst.
Was ist eigentlich … eine Trainee-Stelle?
Berufschancen nach Ausbildung oder Studium
Viele Azubis werden von Ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen – ein recht großer Anteil sogar direkt unbefristet. Das sind natürlich tolle Aussichten für diejenigen, die direkt beruflich durchstarten wollen. Aber natürlich gibt es dafür keine Garantie, denn oft hängt die Übernahme von vielen anderen Faktoren ab, z.B. von der Betriebsgröße. Andere Wege nach der Ausbildung können zum Beispiel ein duales Studium oder eine Weiterbildung sein.
Für Studierende kann der Berufseinstieg ganz unterschiedlich aussehen. Neben Praktikum und Volontariat gibt es auch Trainee- oder Junior-Stellen. Bei einer Trainee-Stelle wirst du – ähnlich wie in einer Ausbildung – auf die Leistungen, die deine spätere Position im Unternehmen verlangt, trainiert. Junior-Stellen sind für diejenigen, die schon etwas mehr Berufserfahrung mitbringen. Das Unternehmen stellt ein bisschen höhere Erwartungen, aber keine Sorge: Du bist trotzdem Berufseinsteiger_in und darauf wird Rücksicht genommen. Möglich ist natürlich auch eine Festanstellung nach Ausbildung oder Studium.
Was ist eigentlich … ein Volontariat?
Fazit
Die Entscheidung, was du nach dem Abitur machst, ist schwer. Darum: Wäge die Vor- und Nachteile genau ab und frage dich, mit welchen Themen du dich gerne beschäftigst und wie du am besten lernst. Es ist immerhin zumindest die Grundlage für deine Berufswahl sowie deine spätere Karriere.
Für beides, eine Ausbildung oder ein Studium, brauchst du viel Durchhaltevermögen. Die Themen sollten dir daher liegen. Wofür du dich letztlich entscheidest – Ausbildung oder Studium – liegt aber bei dir.
Ein Studium enthält sehr viel Theorie, eine betriebliche Ausbildung viel Praxis. Wenn du einen Mittelweg wählen willst, kann eine schulische Ausbildung oder ein duales Studium das Richtige für dich sein.
Wie viel möchtest du selbst entscheiden können? Bei Ausbildungen geben feste Strukturen Sicherheit. Viele Student_innen scheitern an der großen Freiheit, die Universitäten bieten und brechen ihr Studium ab. Wenn du dich aber gut selbst organisieren kannst, kann dir ein Studium richtig Spaß machen.
Bedenke auch, dass du einen Weg finden musst, dein Studium zu finanzieren. In einer betrieblichen Ausbildung bekommst du direkt eigenes Gehalt. Aber es gibt viele Finanzierungsmöglichkeiten für eine schulische Ausbildung oder ein (duales) Studium.
Der anstrengende Weg durch Ausbildung oder Studium ist aber durchaus lohnenswert, wenn du an deine spätere Karriere oder dein späteres Gehalt denkst.
Alles Gute für dein Studium
Daniel
Mehr Informationen findest du auf den Seiten der Arbeitsagentur oder auf Zeit Campus.
Hallo Rabea,
vielen Dank für deinen Artikel.
Die Frage, ob man lieber eine Ausbildung oder ein Studium machen sollte, ist immer schwierig.
Ich habe mich für ein Studium entschlossen, wobei ich bemerkt habe, dass die Jobchancen nicht relativ hoch stehen. Vor allem: man muss immer ein Praktikum machen, um einen Job zu bekommen.
Auch nach dem Studium war es nicht sehr einfach, an ein Praktikum zu kommen, aber schlussendlich habe ich dann eines gefunden und es hat sich alles ausgezahlt.
Alles Gute und liebe Grüße,
Michi