Von A wie Auswahl der Gruppenmitglieder bis Z wie Zielvereinbarung – es gibt viele Faktoren, die den Erfolg einer Gruppenarbeit beeinflussen. Denn Lerngruppen sind nicht immer Gruppen, die lernen! Selbst wenn wir hoch motiviert eine Lerngruppe gründen, ist das noch lange keine Garantie für effizientes Lernen. Am besten beachtest du die folgenden zehn Regeln für effiziente Lerngruppen, dann kann auch garantiert nichts schiefgehen!
Was spricht für Gruppenarbeit?
In Lerngruppen profitieren wir von vielen verschiedenen Lernprozessen. Gruppenarbeit setzt auch immer Einzelarbeit voraus. Vor dem Treffen mit deinen Kommilitonen hast du dich bereits eigenständig mit dem Lernstoff befasst. In den Lerngruppen wendest du dein Wissen und deine individuellen Fähigkeiten dann an. Das heißt: Um in der Lerngruppe arbeiten zu können, müsstest du vorerst eigenständig lernen!
Natürlich lernen wir auch von den Gruppenmitgliedern. Wir erfahren, welche Lernstrategien unsere Kommilitonen anwenden. Sind ihre Strategien und Methoden effektiver als unsere, probieren wir sie aus. Wenn wir positive Erfahrungen mit anderen Lernstrategien machen, übernehmen wir sie. Zu dieser Optimierung wären wir ohne die Lerngruppe nicht gekommen.
Zudem können uns andere auf unsere Fehler hinweisen. Fehlende Themengebiete, missverstandene Zusammenhänge oder Verständnisschwierigkeiten werden so aufgedeckt und korrigiert. Ein großer Pluspunkt: Unsere Kommilitonen können uns den Stoff mit einfachen Worten erklären. So lernen wir nicht abstrakte Fachbegriffe stur auswendig ohne sie zu verstehen, sondern verstehen zuerst ihre Inhalte und verknüpfen dieses Wissen dann mit dem jeweiligen Fachbegriff. Wenn du die Person bist, die den anderen etwas erklärt, profitierst du ebenfalls! Du elaborierst das bereits Gelernte und speicherst es noch besser ab.
Außerdem lernen wir auch als Gruppe zu funktionieren. Wir werden sozial kompetenter und verbessern unsere Zusammenarbeit. Das optimiert unsere Lerngruppe für die nächste Gruppenarbeit.
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Wie lernt man in Lerngruppen?
Du lernst, indem du dich austauschst! Menschen sind soziale Wesen und lernen viel von- und miteinander. In Lerngruppen machen wir vom gezielten Wissensaustausch Gebrauch. Die effektivste Methode für Lerngruppen: Es hat sich bereits jeder mit dem Lernstoff befasst und die prüfungsrelevanten Themen ausgearbeitet. Ihr habt euch eine gute Basis an Wissen angeeignet. Dann trefft ihr euch in der Lerngruppe und geht die Themengebiete durch. Ihr erklärt euch gegenseitig, was ihr gelernt habt. Die Gruppenmitglieder dürfen kommentieren, anmerken, hinzufügen und kritisieren. Solange Gesprächsanteile ungefähr gleich verteilt sind und ihr konstruktiv kritisiert, ist alles im grünen Bereich! Austausch ist das beste Lernmittel!
Lerngruppen eignen sich besonders für mündliche Prüfungen, da du das Sprechen und Erläutern übst. Du kannst innerhalb deiner Lerngruppe auch ganz konkret eine Prüfungssituation durchgehen. Lass dich von deinen Kommilitonen prüfen. Sie stellen dir konkrete Prüfungsfragen, die du beantworten musst. Im Anschluss werten sie das Gespräch mit dir aus. So erfährst du, wo noch Wissenslücken sind. Ihr könnt das auch gleich mit folgender Hausaufgabe verbinden: Jeder muss sich zum nächsten Treffen konkrete Prüfungsfragen mit den dazugehörigen Antworten überlegen. Durch dieses Lernmittel lernt jeder erst individuell und dann erneut durch das Abfragen in der Gruppe. Das Abfragen in der Lerngruppe eignet sich auch super als Generalprobe für die Prüfung. Meist haben wir an den Tagen vor der Prüfung das Gefühl nichts zu können. Deine Lerngruppe bietet die ideale Gelegenheit, um dich bei einer Generalprobe von dem Gegenteil zu überzeugen! (Bei der Generalprobe kann auch mal etwas schief gehen – keine Sorge! Das hat eine Generalprobe so an sich!)
Karteikarten sind übrigens auch als Lernmittel in Lerngruppen geeignet! Anstatt dich selbst abzufragen, fragt ihr euch gegenseitig ab. Die Karteikarten geben euch zusätzlich einen Überblick überrelevante Themengebiete und strukturieren euren Lernstoff. Sie erleichtern euch die Gruppenarbeit, da ihr etwas Greifbares habt, an dem ihr euch entlanghangeln könnt.
Wie funktionieren Lerngruppen?
Eine Gruppe kann mehr schaffen als eine Einzelperson. Kann, muss aber nicht! Wir profitieren zwar von zusätzlichem Wissen und Fähigkeiten bei der Gruppenarbeit, leiden aber auch häufig unter Motivations-, Koordinations- oder Konzentrationsverlusten. Das kannst du glücklicherweise verhindern, indem du von Anfang an eine gute Basis schaffst und auch während der Gruppenarbeit immer wieder überprüfst, ob eure Lerngruppe funktioniert.
Dafür solltest du folgende Regeln beachten…
Regel 1: Achte auf die richtige Gruppenzusammensetzung!
Gruppenarbeit ist wie ein Haus: Das wichtigste ist ein stabiles Fundament! Wenn das nicht steht, fällt alles andere in sich zusammen. Suche dir daher gleich zu Beginn die richtigen Gruppenmitglieder aus! Worauf musst du achten?
Gruppengröße: Nicht zu viel und nicht zu wenig! Je größer die Gruppe desto besser gelingt das Bearbeiten kontroverser Themen und das Erarbeiten einer kreativen Aufgabe. Für Lerngruppen hingegen sollte die Gruppe eher klein sein. So ist der Sprechanteil der einzelnen Personen größer und ihr verzettelt euch nicht so schnell. Optimal ist eine Gruppengröße von 4 bis 5 Personen!
Heterogene vs. homogene Lerngruppen: Die Mitglieder einer Gruppe können sich mehr oder weniger ähneln. Heterogene Lerngruppen wären beispielsweise Gruppen aus Frauen und Männern unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichen Kompetenzen, Spezialisierungen und Persönlichkeiten. Homogene Lerngruppen hingegen sind durch die Ähnlichkeit aller Gruppenmitglieder gekennzeichnet. Was ist besser? Der gekonnte Mix! Bezogen auf eure Persönlichkeitseigenschaften und eure Einstellungen solltet ihr eher homogen zusammengesetzt sein. In homogenen Lerngruppen ist das Konfliktpotenzial geringer, die Kommunikation fällt leichter und es werden schneller die richtigen Entscheidungen getroffen. Also suche dir Lerngruppenpartner die dir von der Art her ähneln.
Was die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen angeht, könnt bzw. solltet ihr sogar eher heterogen sein! Durch die unterschiedlichen Kompetenzniveaus kommt es nämlich zum regen Austausch. Heterogenität erlaubt Lernen und Lehren! Jeder erreicht so sein Leistungsmaximum – ganz egal was das konkret ist. Viel bedeutsamer als Intelligenz oder Fähigkeit ist nämlich die gleiche Zielsetzung. Wenn ihr dasselbe Ziel verfolgt und sich alle gleich anstrengen um dies zu erreichen, steht eurem Erfolg nichts mehr im Weg!
Behalte eine gute Lerngruppe in der Besetzung bei! Gruppenmitglieder, die seit sechs Monaten zusammenarbeiten, zeigen wesentlich weniger soziales Faulenzen als neu zusammengesetzte Lerngruppen. Ihr entwickelt nämlich ein hohes interpersonelles Vertrauen und eine beständige Routine.
Regel 2: Legt Ziele und Termine fest!
Ein großes Problem in Lerngruppen stellt die Organisation dar. Der Abgabe-, Vortrags- oder Prüfungstermin ist noch weit entfernt. Was nun häufig passiert: Alle ruhen sich aus. Kein Gruppenmitglied meldet sich, also wird vorerst nichts erledigt. Kurz vor Schluss bricht dann Panik aus. Auch folgendes Szenario bei der Gruppenarbeit kennst du bestimmt: Ein oder zwei Gruppenmitglieder sind engagiert und drängen um die Bearbeitung der Aufgabe, während die anderen nichts von sich hören lassen.
Ihr solltet eure Ziele gleich zu Beginn klären: Bis wann soll was erreicht werden? Wollt ihr bestehen oder eine gute Note bekommen? Wollt ihr Zeit am Wochenende opfern oder so wenig Zeit wie möglich in den Vortrag oder die Prüfung investieren? Einigt euch, sodass keiner enttäuscht oder gestresst ist. Haltet das Ziel der Gruppenarbeit schriftlich fest.
Legt Termine fest, an denen ihr euch trefft. Durch das Klären der Ziele und das zeitige Planen der Termine stellt ihr sicher, dass auch alle erscheinen und sich rechtzeitig darauf vorbereiten können. Plant für jeden Termin ausreichend Zeit ein. Für gewöhnlich dauert das Bearbeiten eines Themas in der Lerngruppe länger als allein.
Auch die Räumlichkeiten solltet ihr klären! Wo werdet ihr gemeinsam lernen? Die Räumlichkeiten sollten neutral und ihr ungestört sein. Eine große Küche oder die Gruppenräume der Bibliothek sind geeigneter als das laute WG-Wohnzimmer.
Regel 3: Strukturiert eure Themengebiete!
In eurer Lerngruppe müsst ihr vermutlich mehrere Themen bearbeiten. Da eure Zeit limitiert ist, teilt euch die Zeit gut ein! Legt fest, an welchem Termin welches Thema oder welche Aufgabe bearbeitet wird. Struktur erlaubt gezielteres und effektiveres Arbeiten.
Es gibt meist Themengebiete, die manche besser verstanden haben als andere. Nutzt dies aus! Ihr könnt ein Gruppenmitglied zum Experten eines Fachgebietes erklären. Diese Person bereitet dann einen Kurzvortrag vor und bringt den anderen verständlich und anschaulich seinen Spezialbereich näher. Der Vortragende vertieft somit sein Wissen und ihr habt die Möglichkeit von ihm zu lernen.
Regel 4: Trefft die richtigen Entscheidungen!
Entscheidungen zu treffen ist gar nicht so leicht. Und dann sollten es auch noch die richtigen sein! In großen, heterogenen Gruppen gestalten sich Entscheidungen meist schwieriger aufgrund der vielen Meinungen und unterschiedlichen Entscheidungskriterien.
In streng homogenen Lerngruppen hingegen wollen sich die Gruppenmitglieder schnell einigen und das Gruppengefühl aufrecht halten. Dadurch entsteht „Gruppendenken“. Dieses Phänomen führt zu unklugen Entscheidungen. Die Gruppenmitglieder haben ähnliche Vorstellungen und stehen unter normativen Einfluss, weshalb Alternativen bei der Entscheidungsfindung kaum oder gar nicht berücksichtigt werden. Die realistische Bewertung der Optionen bleibt aus und es werden möglicherweise schlechte Entscheidungen getroffen.
Auch wenn die Entscheidungen in Lerngruppen weniger Gewicht haben, ist es dennoch wichtig, die richtigen zu treffen. Ihr solltet daher eure Entscheidungsfindung in drei Phasen unterteilen: Die Informationssammlung, die Informationsbewertung und die Entscheidungsfindung. Gerade bei homogenen Gruppen ist wichtig, dass erst alle Optionen neutral ausgearbeitet werden. In der nächsten Phase erfolgt die Bewertung. Spielt z.B. des Teufels Advokat und erarbeitet ganz bewusst Argumente für die Option, die ihr persönlich nicht vertretet oder findet Argumente, die gegen eine Option sprechen. So sorgt ihr für die nötige Kontroverse und beleuchtet alle Vor- und Nachteile. Erst dann solltet ihr eine Entscheidung fällen.
Regel 5: Sorgt gemeinsam dafür, dass alle am Ball bleiben!
Wie bereits im letzten Artikel erwähnt, stellt die Verantwortungsdiffusion ein großes Problem in Lerngruppen dar. Wir neigen schnell dazu, uns weniger anzustrengen, wenn wir von anderen umgeben sind. Um das Verantwortungsgefühl für das Gruppenergebnis zu erhöhen, solltest du auf folgendes achten:
Die Sichtbarkeit individueller Beiträge: Wenn jedes Gruppenmitglied erkennt, was es zur Gruppe beiträgt, steigt dessen Motivation und Anstrengungsbereitschaft. Gebt euch gegenseitig Feedback. Haltet eure Ideen und Bemerkungen schriftlich fest, sodass erkennbar ist, was jeder geleistet hat. Notiert auch die Fortschritte der Gruppenarbeit! So haben alle die Möglichkeit einzuschätzen, wie viel sie bisher zur Zielerreichung beigetragen haben. Teilt euren Kommilitonen mit, wenn euch deren Erklärung oder Veranschaulichung weitergeholfen hat. Zögert nicht, auch mal ein Lob auszusprechen, das fördert die Motivation nachweislich!
Die Wichtigkeit jedes einzelnen Beitrages: Um zu verhindern, dass sich einzelne Gruppenmitglieder nicht mehr anstrengen, ist wichtig von Anfang an zu verdeutlichen, dass das Gruppenergebnis von der Leistung aller Gruppenmitglieder abhängt. Verteilt daher auch die Aufgaben oder Themengebiete so, dass die Leistung einer Person unverzichtbar ist.
Die Vermittlung von Leistungsstandards: Wenn nicht klar ist, was als gute Leistung gilt, kann diese nicht gezeigt werden. Setzt euch Standards: Wodurch ist euer Erfolg gekennzeichnet? Wollt ihr heute zehn Karteikarten durchgehen oder zwei Prüfungsprotokolle besprechen? Setzt euch konkrete Ziele für die Leistung, die ihr in der Lerngruppe zeigen wollt. Das sollte sich nicht auf die Endnote beziehen sondern auf die Bereitschaft zur Anstrengung und auf ein quantifizierbares Tagesziel.
Regel 6: Überprüft eure Effektivität!
Ablenkung vermeiden: Eure Effektivität geht den Bach hinunter, wenn ihr euch zu sehr voneinander ablenken lasst. Vereinbart daher am Anfang ein Signal (Geräusch oder Geste), das ihr gebt, wenn ihr merkt, dass ihr vom Thema abkommt oder private Gespräche führt, statt zu lernen. Nehmen alle das Signal wahr, ist klar, dass ihr euch wieder aufs Lernen konzentrieren solltet.
Einen Schnitt machen: Wenn ihr viel diskutiert und euch über die Richtigkeit einer Sache nicht einig seid, schreibt euch das Thema oder die Frage auf. Sammelt eure ungeklärten Fragen und geht damit zu eurem Dozenten, statt euch zu verzetteln.
Viel Erfolg mit deiner Lerngruppe!
Emilie
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Quellen:
Frey, Dieter; Bierhoff, Hans-Werner: Sozialpsychologie – Interaktion und Gruppe, Hogrefe, Göttingen 2011.
Werth, Lioba; Mayer, Jennifer: Sozialpsychologie, Springer, Heidelberg 2008.
Der Bestseller, der dich durch jede Prüfung begleitet.
Motiviert Studiert – Dein Weg zu weniger Stress, mehr Freizeit und besseren Noten.
Darin erfährst Du alles, was Du wissen musst, um Dein Studium mit Zuversicht anzugehen und mit guten Noten abzuschließen.
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