Du gibst 26-19 sicherheitshalber in den Taschenrechner ein statt im Kopfzurechnen, verfasst einen ewig langen Lösungsweg nur um am Ende ernüchternd feststellen zu müssen, dass -3,92 unmöglich richtig sein kann und kennst das Gefühl falsch gerechnet haben zu müssen, da du viel zu schnell auf eine Lösung gekommen bist? Dann geht es dir wie vielen anderen auch: Mathe gehört weder zu deinen Stärken noch zu deinen Lieblingsfächern. Aus der schulischen Laufbahn ist Mathematik nicht wegzudenken. Wie sieht es mit dem Studieren aus? Ein Studium ohne Mathe – gibt es das?  

Viele wissen nach der Schule sofort: Bloß kein Mathe mehr! Nach etlichen frustrierenden Jahren Matheunterricht, wollen wir endlich vom Rechnen loskommen und die richtige Studienwahl treffen. Auf der Suche nach einem Studium ohne Mathe werden wir jedoch immer mal wieder vor den Kopf gestoßen. Denn Mathe ist ein wichtiger Bestandteil vieler Studienfächer, sogar bei so manchen Studiengängen von denen wir es niemals gedacht hätten. Warum ist das so und wie finden wir ein Studium ohne Mathe?

Das Studium als Wissenschaft

Studieren bedeutet wissenschaftlich lernen. Im Laufe des Studiums erlangen wir die Fähigkeit, uns wissenschaftlich mit unserem Fachgebiet auseinanderzusetzen. Anders als bei einer Ausbildung werden wir (meist) nicht auf eine bestimmte Berufsgruppe und deren Tätigkeit vorbereitet. Im Studium erlernen wir stattdessen, unser Sachgebiet anhand von Methoden thematisch zu erklären und zu verstehen. Wissenschaftliches Arbeiten setzt das Anwenden von Methoden voraus. Diese Methoden können mehr oder weniger mathematisch fundiert sein.

 

Ein Bild der Uni mit der Aufschrift "next big thing", deutsch "das nächste große Ding". Finde heraus, welcher Studiengang zu dir passt!

  Die PERFEKTE Vorbereitung auf das Studium

Motiviert Studiert – Dein Weg zu weniger Stress, mehr Freizeit und besseren Noten.

Die beste Vorbereitung auf ein Studium.

Motiviert Studiert - Dein Weg zu weniger Stress, mehr Freizeit und besseren Noten

 

Geisteswissenschaft vs. Naturwissenschaft

Die Geisteswissenschaften von den Naturwissenschaften zu trennen und sie klar voneinander abzugrenzen ist unmöglich. Im Laufe der Zeit wurden diese Begriffe immer wieder neu geprägt und ihre Unterschiedlichkeit diskutiert. Dennoch bleibt diese Unterteilung ein gängiges Phänomen das sich auch in der Unterteilung von Studiengängen wiederfindet. Bei dem Versuch, diese Wissenschaften zu definieren und sie zu unterscheiden, wird meist auf zwei Dinge Bezug genommen: Den Untersuchungsgegenstand der Wissenschaft sowie deren Methodik.

Untersuchungsgegenstand: Die Geisteswissenschaft und die Sozialwissenschaft befassen sich vorrangig mit der Anthropologie, also mit kulturellen Bedeutungszusammenhängen, Sinnstrukturen sowie Verstehens- und Wahrnehmungsweisen von realen Ereignissen und Strukturen. Die Naturwissenschaft hingegen befasst sich ausschließlich mit physisch erfahrbaren Dingen, also Phänomenen, die außerhalb des menschlichen Geistes existieren.

Methodik: Die Geisteswissenschaft will „verstehen“. Meist werden schriftliche Äußerungen von Personen untersucht, um deren Sinn und Bedeutung herauszuarbeiten. Die Naturwissenschaft soll „erklären“. Phänomene werden beobachtet oder gemessen und schließlich allgemeine Gesetze aufgestellt, die diese Beobachtungen erklären.

Die Grenzen werden jedoch immer schwammiger und viele einzelne Wissenschaften sind weder der einen noch der anderen Gruppe zuzuordnen. Zudem bedienen sich die Wissenschaften an den Methoden der anderen, weswegen die Abgrenzung immer schwieriger, wenn nicht sogar hinfällig, wird. Dennoch ist die Unterteilung ganz hilfreich, wenn wir überlegen, welcher Studiengang sich lohnt, wenn wir ein Studium ohne Mathe absolvieren wollen.

Studium ohne Mathe – Diese Studiengänge sind empfehlenswert

So ganz wirst du ohne Mathe nie auskommen. Studieren heißt ja wissenschaftlich zu arbeiten. Das wiederum setzt logisches Schlussfolgern und etwas mathematisches Verständnis voraus. Dennoch gibt es Studiengänge, bei denen mathematische Bereiche weniger ins Gewicht fallen. Um dich bei der Studienwahl etwas zu unterstützen, sind in den folgenden Abschnitten die Studiengänge entsprechend ihres Mathematikanteils geordnet. Rot bedeutet „viel Mathe“, gelb bedeutet „mittelmäßig viel Mathe“ und grün bedeutet „nur etwas Mathe“.

Eine Sache noch vorweg: Mathe ist nicht gleich Mathe! Je nach Studiengang wirst du mit verschiedenen mathematischen Bereichen zu tun haben. In den meisten Fällen handelt es sich um Stochastik, Statistik und Methodenlehre. Diese Module oder Veranstaltungen beinhalten das Anwenden von Methoden zur Analyse von empirischen Daten. Je nach Studienfach variieren die einzelnen Methoden und die Tiefe des erforderlichen mathematischen Verständnisses. Es kann auch sein, dass du dich nur mit wenigen fachspezifischen mathematischen Formeln auseinandersetzen musst. Im Gegensatz zum Matheunterricht sind die mathematischen Teile im Studium geringer und vor allem spezifischer. Ein Studium ohne Mathe gibt es kaum. Doch das ist kein Grund zu verzweifeln, denn Mathematik nimmt im Studium meist andere Formen als in der Schule an.

Studium ohne Mathe dank der Mathe-Ampel

 

Rot: Mathe & der harte Kern der Naturwissenschaften

Das Offensichtliche zuerst: Ein reines Mathematikstudium ist ein klares No-Go, wenn du dich so gar nicht mit Mathe beschäftigen möchtest. Aber auch die naturwissenschaftlichen Fachbereiche Physik, Chemie und Biologie sind ein rotes Tuch falls du ungern mit Formeln und Gleichungen zu tun haben willst. Auch von einem Informatikstudium ist in dem Fall abzuraten. Diese Studiengänge sowie ihre Kombinationen setzen ein tiefes Verständnis für Logik, empirisches Arbeiten und Formeln voraus. Im Laufe des Studiums wirst du dich ständig mit Mathematik auseinandersetzen und rechnen müssen.

Gelb: „Weichere“ Naturwissenschaften & empirische Geistes- und Sozialwissenschaften

In diese Kategorie fallen alle Naturwissenschaften, die sich an den eben genannten Fächern bedienen. Dazu gehören Pharmazie, Geographie, Geologie und Studiengänge aus dem Bereich Technik & Ingenieurswesen. In diesen Studiengängen wirst du dich immer wieder mit Mathematik beschäftigen müssen, denn sie bildet die Grundlage für weitere Studieninhalte. Auch manche Geisteswissenschaften und Grenzfälle der Geistes- und Naturwissenschaften können Mathe beinhalten. Dazu gehören Philosophie, Psychologie sowie die Wirtschaftswissenschaften.

Für ein Philosophiestudium ist es besonders wichtig logisch denken zu können. Du wirst keine Mathematikvorlesungen besuchen müssen, aber du brauchst ein Verständnis für logische Zusammenhänge. Ein Psychologiestudium hingegen beinhaltet immer Statistik- oder Stochastikmodule sowie Veranstaltungen zur Methodenlehre. Du wirst dich also zwangsläufig mit Mathe beschäftigen müssen. Ähnlich verhält es sich mit den Wirtschaftswissenschaften bzw. BWL: Auch im Studiengang BWL wirst du in den ersten Semestern Veranstaltungen besuchen, die sehr rechen- und zahlenlastig sind. Hier kannst du einen Mathetest machen, um zu überprüfen, ob du die notwendigen mathematischen Fähigkeiten für ein BWL-Studium besitzt.

Für alle Studienfächer in der gelben Kategorie gilt: Schau dir die Modulübersichten und Prüfungsordnungen für das Fach, das dich interessiert, ganz genau an. Je nach Uni sind die Schwerpunkte anders gelegt. Mit einem grundlegenden mathematischen Verständnis, Motivation und Fleiß kannst du die mathematischen Anteile dieser Studiengänge schaffen! Im Vordergrund steht dein Interesse für das Fach. Lass dich durch Mathe nicht abschrecken, auch wenn deine eigentliche Zielsetzung war, ein Studium ohne Mathe zu absolvieren!

Grün: Geistes- und Sozialwissenschaften, Medizin, Jura & Kunst

Näher kommst du dem Studium ohne Mathe nicht! Geisteswissenschaften, wie Geschichte und Politikwissenschaft, eignen sich ebenso wie die meisten Sozialwissenschaften, wenn du so wenig wie möglich mit Mathematik zu tun haben möchtest. Diese Studiengänge befassen sich vordergründig mit Kultur-und Sozialanthropologie und haben nur eine geringe Überschneidung mit statistischen Analysen und Formeln. Wenn, dann fällt dieser Anteil eher gering aus. Die Studiengänge Soziologie, Soziale Arbeit und Pädagogik kannst du also getrost wählen, wenn du Mathe weitestgehend vermeiden möchtest. Auch das Lehramtsstudium ist mathearm, solange du keine naturwissenschaftlichen Fächer wählst.

Ähnlich ist es bei den Sprach- und Kulturwissenschaften. Für Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte brauchst du zwar eine Menge sprachliches Verständnis, dafür sind mathematische Kenntnisse weniger von Bedeutung. Auch Studiengänge im Bereich Medien- und Kommunikation kommen mit wenig Mathe aus. Etwas schwieriger verhält es sich mit den musischen und künstlerischen Studiengängen. Hier kommt es ganz auf den spezifischen Studiengang an. Architektur und Musikwissenschaften sind beispielsweise zwei Studiengänge für die du durchaus ein gutes mathematisches Verständnis benötigst! Schau dir für diese Fächer unbedingt die genaue Beschreibung des Studiengangs an, um einzuschätzen, wie viel Mathematik enthalten ist.

Zu guter letzt die beiden Studiengänge, die zu den beliebtesten überhaupt gehören: Jura und Medizin. Sowohl für die Rechtswissenschaften als auch für Studiengänge im Bereich Medizin und Gesundheitswesen benötigst du keine besonderen mathematischen Fähigkeiten! Für das Medizinstudium sind Kenntnisse in den Fächern Physik und Biologie natürlich von Vorteil, doch der reinen Mathematik wirst du im Studium nicht begegnen. Jura ist ein Studiengang für den es natürlich vorteilhaft ist, gut im logischen und strukturierten Denken zu sein. Diese Fähigkeit ist jedoch nicht eins zu eins mit der mathematischen Fähigkeit gleichzusetzen. Matheaufgaben wie wir sie aus der Schule kennen, wirst du im Jurastudium auf jeden Fall nicht lösen müssen!

Information statt Frustration

Statt zu verzweifeln, nimm dir die Zeit ausgiebig zu recherchieren, welche Studiengänge es gibt. Schau nach, welche Studiengänge du in welcher Stadt studieren kannst und klick dich online bis zu den Modulplänen und Prüfungs- oder Studienordnungen durch. Unter Veranstaltungen wie „Statistik“, „Stochastik“ und „Methodenlehre“ verstecken sich mathelastige Vorlesungen, Seminare und Übungen. Mit dem Blick auf diese Pläne und Ordnungen kannst du einschätzen, wie groß der prozentuale Anteil der mathematischen Veranstaltungen und Prüfungen ist. Vergleiche die Inhalte untereinander. Der gleiche Studiengang kann an der einen Uni wesentlich weniger Mathe als an einer anderen Uni beinhalten. Lass dich nicht durch Mathe von deinem Traumstudium abschrecken! Bist du motiviert und diszipliniert lässt sich sicher auch der mathematische Teil des Studiums absolvieren.

Abschluss trotz Mathe im Studium

Entscheidest du dich für einen Studiengang der Mathe beinhaltet, sorge rechtzeitig für die notwendige Unterstützung. Viele Universitäten bieten fachspezifische Vorbereitungs- oder Nachbereitungskurse für Mathe an. So kannst du in deinem BWL – oder Psychologiestudium bereits vor oder während des Studiums Hilfe bekommen. Es kann auch hilfreich sein, Nachhilfe zu nehmen. Mir persönlich haben Lerngruppen immer sehr geholfen. So klären sich die Fragen und du hast immer moralische Unterstützung. Mit Zielstrebigkeit kannst du selbst die mathematischen Teile erfolgreich hinter dich bringen!

Viel Erfolg bei der Studienwahl – kennst du eigentlich schon unseren Blogartikel zu diesem Thema?

Daniel

 

Mehr zum Wissenschaftsdiskurs findest du hier: http://www.bpb.de/apuz/30124/schnittstellen-zwischen-geistes-und-naturwissenschaften?p=all