Regelmäßig ist sie unter den Top 3 der besten und der schlechtesten Sprachlernmethoden zu finden – die Pimsleur-Methode. Was sie will, wie sie funktioniert und vor allem, ob sie vielleicht für dich funktioniert, erfährst du hier.

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Pimsleur-Methode: Was sie ist und was sie möchte

Die Pimsleur-Methode ist eine der bekanntesten Sprachlernmethoden überhaupt und wird vor allem in den USA vermehrt beim Unterrichten der gängigsten Fremdsprachen wie Spanisch oder Französisch verwendet. Sie funktioniert rein auditiv, das heißt, du verwendest beim Lernen keinerlei Lehrbücher oder Grammatiken. Außerdem vermittelt die Pimsleur-Methode ausschließlich gesprochene Sprache. Die Kurseinheiten waren früher als CD erhältlich, mittlerweile kannst du sie aber auch als MP3-Dateien oder in Form einer App kaufen.

Wer war eigentlich Pimsleur?

Paul Pimseur, der Namensgeber und gleichzeitig Entwickler der Pimsleur-Methode wurde 1927 als Kind eines französischen Vaters und einer amerikanischen Mutter in New York City geboren. Seinen Bachelor und Masterabschluss erlangte er nicht in Pädagogik oder Bildungswissenschaften, sondern in Statistik der Psychologie.

Seine ersten Erfahrung als Lehrer machte er in an der Universität von Los Angeles, wo er Französisch unterrichtete. Darauf folgten weitere Stellen an Universitäten auf der ganzen Welt. In dieser Zeit beschäftigte sich Pimsleur intensiv mit Spracherwerbsforschung, auch in Form eigener Studien. Ergebnis dieser Studien war die Pimseur-Methode.

Das Konzept hinter der Pimsleur-Methode

Die Pimsleur-Methode ist eine komplett audio-basierte Lernmethode. Die Idee dahinter: Da Sprache in unserem Alltag vornehmlich gesprochen und nicht geschrieben wird, sollte auch vornehmlich gesprochene Sprache in Rahmen von Fremdsprachenunterricht vermittelt werden. Deshalb darfst du keinen Unterrichtseinheiten über Schriftsprache erwarten.
Zudem findest du in einem Kurs der Pimsleur-Methode keinerlei Grammatikeinheiten. Das Erlernen von Sprachen soll organisch geschehen, möglichst wie bei kleinen Kindern, denen ja auch keine expliziten Grammatikregeln vermittelt werden. Das Wissen über Syntax und Grammatik sollst du stattdessen induktiv, also von einzelnen Beispielen zu allgemein gültigen Regeln hin, erhalten.

Ein bisschen Wissenschaft: Focus on form vs Focus on forms

Focus on form (auch FonF) bezeichnet einen Ansatz in der Spracherwerbsforschung, der davon ausgeht, dass Lerner Grammatik implizit über Kommunikation in der Zielsprache erfassen. Focus on forms dagegen setzt explizite Vermittlung von Grammatik für den Erfolg beim Spracherwerb voraus. Grundsätzlich wird genau diese Form von explizitem Grammatikunterricht in der aktuellen Forschung eher als kontraproduktiv angesehen. Auch die Pimsleur-Methode orientiert sich deshalb eher an dem Focus on form-Ansatz.

Eine typische Unterrichtseinheit

Du möchtest eine neue Sprache lernen, hast neben deinem Studium und Nebenjobs kaum Zeit? Kein Problem bei der Pimsleur-Methode! Hier dauern die Unterrichtseinheiten nie länger als 30 Minuten.
Für eine deiner Unholden, den inneren Schweinehund, ist das super. An eine halbe Stunde Lernzeit kannst du ihn nämlich super gewöhnen. Noch einfacher machst du es ihm, wenn du für Study Trigger sorgst. Ein paar Anregungen dafür findest du hier: https://motiviert-studiert.de/study-trigger/.
Du kannst die Einheiten aufgrund ihrer Kürze problemlos in deinen Alltag integrieren. Eine typische Unterrichtseinheit umfasst die folgenden Phasen:

Schritt 1: Vorstellung eines Dialoges oder eines Satzes

Das ist die Zieleinheit der Lektion. Oft handelt es sich dabei um einen Dialog bestehend aus ein paar Sätzen. Dieser wird in der Zielsprache vorgesprochen, anschließend erklärt dir dein „Lehrer“ die Situation, in der welcher dieser Dialog verwendet wird.

Schritt 2: Aufbrechen des Dialoges in kleinere Einheiten

In dieser Phase wird dir Schritt für Schritt jedes Wort vorgesprochen, oft in der Einheit von einzelnen Silben. Bei sehr langen, komplexen Wörtern werden die Silben von hinten nach vorne behandelt. Du beginnst also bei der letzten Silbe des Wortes und arbeitest dich dann rückwärts voran.

Schritt 3: Wiederholung

Die zu lernenden Wörter werden dabei immer wieder von dir wiederholt. Dabei wird dir nicht viel Zeit gelassen. Das Ziel ist es, Konversationsgeschwindigkeit zu erreichen. Immerhin hast du in realistischen Sprechsituationen auch einen gewissen Antwortdruck.

Schritt 4: Üben

Im Anschluss wirst du aufgefordert, ganzen Sätze mit den vorher eingeübten Vokabeln zu bilden. Dabei handelt es sich in der Regel um die gleichen Einheiten, wie du sie schon zu Beginn im Dialog gehört hast.

Wenn du dir selber ein Bild von den Lerneinheiten machen möchtest, kannst du dir hier die erste Lektion für Russisch anhören:

https://www.youtube.com/watch?v=JSSoKyEzv8w

Erfahrungen mit der Pimsleur Methode

Im Internet wirst du es zunächst erstmal schwer haben, authentische Reviews der Pimsleur-Methode zu finden. Das Problem: Entweder wurden diese in Zusammenarbeit mit Simon&Schuster verfasst, welche das Material der Pimsleur-Methode vertreiben, um so potenzielle Kunden durch vermeintlich echte Erfahrungsberichte besser zu erreichen. Oder aber die Reviews stammen von Nutzern, die von der Konkurrenz bezahlt wurden, um die Pimsleur-Methode zu diskreditieren. Wenn du nach echten Erfahrungsberichten von unvoreingenommenen Lernen suchst, solltest du zum Beispiel auf einen Disclaimer am Anfang des Berichtes achten, mit dem der Reviewer erklärt, ob er den Bericht für ein Unternehmen schreibt und wenn ja, für welches. Einen solchen, unvoreingenommen Erfahrungsberichte findest du zum Beispiel hier:

https://www.mezzoguild.com/pimsleur-review/

Erfahrungsberichte sind natürlich sehr hilfreich, aber die folgende Liste von Pros und Kons der Primseur-Methode bietet dir eine noch schnellere Übersicht, damit du dich entscheiden kannst, ob du sie mal ausprobieren möchtest.

Pros – Die Vorteile der Pimsleur Methode

Pressure to recall

Wie bereits erwähnt, wirst du bei der Pimsleur-Methode dazu angehalten, schnell auf Fragen zu antworten oder Einheiten zu wiederholen. Das erklärte Ziel ist es dabei, Konversationsgeschwindigkeit zu erreichen. Schließlich willst du in der Realität deinen Gesprächspartner nicht ewig auf eine Antwort warten lassen. Das würde die Kommunikation deutlich erschweren.
Durch diesen Druck arbeitet dein Gehirn besonders effektiv, da es in eine gewisse Erwartungshaltung versetzt wird. Dadurch, dass die Antwort auf eine Frage oder die Lösung für eine Übung recht zeitnahe gegeben wird, bist du automatisch aufmerksamer und dein Gehirn versucht, die Antwort oder Lösung schneller zu aktivieren.

Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung

Egal, ob Silben, Wörter oder ganze Sätze – bei der Pimsleur-Methode werden diese Einheiten nicht nur in einer Lektion gelernt, um danach nie wiederaufzutauchen, wie es bei andere audiobasierte Lernsystemen gerne der Fall ist. So werden die die Bedeutung neuer Wörter immer wieder in regelmäßigen Abständen wiederholt. Es findet also eine Art Verstärkung deiner Erinnerungsleistung statt.

Erlernen von richtiger Aussprache

Die richtige Aussprache von Wörtern kommt im klassischen Fremdsprachenunterricht oft zu kurz. Dabei ist kaum etwas wichtiger für die Verständlichkeit. Die Intonation und den Rhythmus einer anderen Sprache zu lernen ist eine der größten Herausforderungen, der du dich als Nicht- Muttersprachler stellen musst. Bei der Pimsleur-Methode lernst du die Intonation und Rhythmus deiner Zielsprache durch die Übungen mit, du bist ihr sozusagen permanent ausgeliefert. Auch, wenn die Dialoge extra für das Lernprogramm eingesprochen wurden, so bringen sie dir doch die natürliche Aussprache näher.

Von hinten nach vorne

Klingt sicher erstmal absurd, längere Wörter in Silben zu zerlegen und sie von hinten nach vorne üben zu lassen, wie die Pimsleur-Methode es macht, aber tatsächlich sind viele Lernende begeistert von diesem Vorgehen. Lernst du Wörter in der richtigen Reihenfolge, wirst du dir ihrer Struktur kaum bewusst. Von hinten nach vorne hingegen lernst du jede Silbe einzeln.

Fokus aufs Sprechen

Sprache wird gesprochen. Klingt ganz logisch, viele Sprachlernmethoden legen ihren Fokus trotzdem auf das Lernen mit Büchern und verwenden eher Schriftsprache. Möchtest du zum Beispiel Spanisch lernen, um dich im Urlaub unterhalten zu können und nicht, um Don Quijotte im Original zu lesen, ist das natürlich problematisch. Die Pimsleur-Methode legt den Fokus auf die Kommunikation und verzichtet dabei komplett auf Lehrbücher. Der Fokus ist also auf jeden Fall richtig.

Kons – das macht die Pimsleur Methode nicht so gut

Fokus nur auf das Sprechen

Obwohl der Fokus auf das Sprechen natürlich richtig ist, bringt er ein Problem mit sich: Du lernst mit der Pimsleur-Methode deine Zielsprache nicht komplett. Mal ganz davon abgesehen, dass Literatur ein wichtiger Teil der Kultur jedes Landes ist, bringt das Ignorieren der Schriftsprache weitere Probleme mit sich.
Ein Beispiel:  Du hast mit der Pimsleur-Methode Japanisch gelernt und fliegst dann nach Tokio, ohne in der Lage zu sein, die japanischen Schriftzeichen zu lesen. Vor Ort wirst könntest du schnell Probleme mit der Orientierung bekommen. Und nicht nur das: Zeitungen, Restaurantmenüs und Hinweistafeln sind für dich dann ebenfalls komplett unverständlich.
Fakt ist: Schrift hat sich nicht ohne Grund entwickelt. Und ihr Ausschluss kann beim Erlernen einer Fremdsprache zum echten Problem werden.

Viel, viel, viel zu teuer

Ja, auch private Sprachkurse können kostspielig sein, aber die Pimsleur-Methode sticht mit ihren absurd hohen Preisen deutlich unter der Konkurrenz hervor. Für eine komplette Lektion Italienisch mit einer speziellen App zum Beispiel musst du 575 Dollar, also knapp 517 Euro, auf den Tisch legen. Mittlerweile gibt es auch die Option, je 30 Unterrichtseinheiten für je 150 Dollar beziehungsweise knapp 135 Euro zu kaufen, was aber immer noch einem extrem hohen Preis entspricht.
Gerade als Student musst du auf deine Ausgaben achten, ein teurer Sprachkurs ist dann keine echte Option. Ein Kurs im Fremdsprachenzentrum, welches so gut wie jeden Hochschule hat oder eine gute, möglicherweise kostenpflichtigen Sprachen-App ist da viel attraktiver und bezahlbarer.

Unnatürliche Dialoge und realitätsferne Kontexte

Eines vorweg: Für den Fremdsprachenunterricht eingesprochene Dialoge können niemals ganz natürlich sein. Wenn allerdings die Betonung so merkwürdig wird, dass Muttersprachler Tränen lachen, wie es laut Erfahrungsberichten bei einigen Pimsleur-Kursen der Fall ist, dann ist das für deinen Lernerfolg natürlich problematisch.
Ebenfalls nicht förderlich ist es, wenn der Kontext für dich als Lerner so realitätsfern ist, dass du das Erlernte in der Praxis kaum anwenden kannst. Wen die Dialoge in deinem Kurs nur für eine Mutter mit kleinen Kindern oder einen verheirateten Geschäftsmann relevant sind, dann wird dir das kaum etwas bringen, wenn du über dich und deine eigene Familie sprechen möchtest.

Zu wenig Vokabular (für eine viel zu lange Zeit)

Die Pimsleur-Methode schmückt sich damit, Lernenden ein Kernwortschatz schnell und effizient zu vermitteln. Tatsächlich ist die Anzahl der Vokabeln im Vergleich mit klassischem Fremdsprachenunterricht mit Buch extrem limitiert. Oder, wie es ein Erfahrungsbericht ausdrückt: „Selbst nach 15 Stunden habe ich das Gefühl, nicht mehr zu können als ein paar höfliche Floskeln.“ Kurz gesagt: Das, was die Pimsleur-Methode in Stunden von Einheiten abdeckt, wird in Kursen in wenigen Lektionen abgedeckt. Effizienz sieht anders aus.

Wörterbuchmentalität (aka nur Einheiten, keine Strukturen)

Die Übungen, die du im Laufe deines Sprachlernprozesses lösen musst, beschränken sich bei der Pimsleur-Methode leider oft auf die Übersetzung einer englischen Phrase in die Zielsprache. Und genau das ist äußerst problematisch, weil du praktisch zu einem wandelnden Wörterbuch degradiert wirst. Du lernst praktisch nur einzelne Wörter und feste Satzkonstruktionen, Strukturen und Grammatik bleiben komplett außen vor. Du erlernst also nicht die Fähigkeit, selbstständig eigene Sätze zu bilden. Um eine Sprache wirklich flüssig zu beherrschen, musst du aber genau das können.

Lerneinheiten (zu) kurz

Eines der am häufigsten zitierten Argumente für die Pimsleur-Methode sind die nur 30 Minuten andauernden Unterrichtseinheiten. Das Problem dabei: Diese 30 Minuten reichen eben nicht aus. Wenn du eine Sprache wirklich beherrschen möchtest, musst du mehr Zeit investieren, vor allem in die Verwendung deiner Zielsprache. Und Pimsleur versäumt ganz klar, dies zu verdeutlichen.  

Fazit

Egal, wie viele Fehler die Pimsleur-Methode zu haben scheint, komplett sinnlos ist sie nicht. Wenn du eine also eine neue Sprache lernen möchtest, kann sie hilfreich sein. Tatsächlich scheint diese Methode besonders für Anfänger geeignet, die komplett ohne Vorkenntnisse in eine Sprache einsteigen möchten. Das trifft auf dich zu? Super, dann kannst du wahrscheinlich von dem Konzept hinter der Pimsleur-Methode profitieren.
Problematisch wird es dann, wenn du über das Anfänger-Level hinaus bist und dein Fokus nicht (mehr) auf einfacher Alltagskommunikation liegt. Wenn du also das Ziel hast, eine Sprache flüssig zu beherrschen, wirst du dich nach einem anderen Programm umsehen müssen.
Was die Pimsleur-Methode auch außer Acht lässt, ist die Tatsache, dass es nun mal Leute gibt, die nicht gerne audio-basiert lernen. Wenn du zu dieser Gruppe gehörst, wird dich Pimsleurs Ansatz schnell frustrieren. Es gibt unzählige unterschiedliche Lernstrategien, die dir vielleicht besser liegen. Dieser Artikel über die Wahl der richtigen Lernstrategie gibt dir einen wunderbaren Überblick.

Weiterlesen

Über „Focus on form“: http://www.tallenglish.com/grammar-in-esl-focus-on-forms-or-focus-on-form/
Offizielle Pimsleur-Website: https://www.pimsleur.com/

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Pimsleur-Methode
https://www.fluentin3months.com/pimsleur/
https://languagelearning.stackexchange.com/questions/3001/what-is-the-pimsleur-method