Wir kennen es alle: An manchen Tagen sind wir träge und faul und an anderen drehen wir durch und schieben Panik. Mal hat er innere Schweinehund die Überhand, mal das Panikhuhn. Beide Zustände stehen unserer Leistungsfähigkeit im Weg. Das besagt das uralte und immer noch aktuelle Yerkes-Dodson-Gesetz.
Das Yerkes-Dodson-Gesetz war eine eher zufällige Entdeckung, welche den Zusammenhang zwischen unserer Leistung und unserem Aktivierungsgrad beschreibt. Über die Jahre hinweg haben sich viele Forscher mit dem Gesetz und dem gefundenen Zusammenhang beschäftigt. Je nach Interesse des Forschers wurde das Ganze aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und mit unterschiedlichen Variablen experimentiert. Erstaunlicherweise zeigt sich dennoch immer ein ähnlicher Kurvenverlauf. An dem Kurvenverlauf des Yerkes-Dodson-Gesetzes muss also etwas dran sein! Doch was beinhaltet das Gesetz und wie kann es zu unserem Erfolg im Studium beitragen?
Was beschreibt das Yerkes-Dodson-Gesetz?
Das Gesetz besagt, dass zwischen Erregung und Leistung eine umgekehrte U-förmige Beziehung herrscht. Das bedeutet, bei niedrigem oder hohem Erregungsniveau erbringen wir schlechtere Leistungen als bei einem mittlerem Erregungsniveau. Sind wir mittelmäßig aktiviert, zeigen wir unser Leistungsoptimum!
Laut dem Yerkes-Dodson-Gesetz sind zwei Erregungszustände hinderlich: Entweder wir sind zu inaktiv und gelangweilt oder wir sind überaktiviert und können uns vor Angst oder Überforderung nicht auf das Wesentliche konzentrieren. Je mehr wir uns zu den Extremen bewegen, desto weniger Leistung zeigen wir.
Gesetze sind eher selten in der Psychologie. Anders als in der Physik, basiert die psychologische Forschung nun mal auf einem sehr unbeständigen und veränderbaren Untersuchungsgegenstand – dem Menschen. Umso bedeutsamer sind Studienergebnisse, die eine Gesetzmäßigkeit erahnen lassen. Die Studienergebnisse von Yerkes und Dodson gehören dazu!
Das Ursprungsexperiment
Als Yerkes und Dodson 1908 ihre Experimente mit Mäusen durchführten, um zu untersuchen wie diese unter dem Verabreichen von Elektroschocks lernen, wussten sie nicht, dass sie bald eine interessante Entdeckung machen würden.
Die Mäuse sollten lernen, zwischen einer weißen und einer schwarzen Box zu unterscheiden. Immer wenn sie die weiße Box betraten, bekamen sie einen ungefährlichen aber unangenehmen Elektroschock. Die schwarze Box hatte keine solche Konsequenz. Yerkes und Dodson variierten die Stärke der Elektroschocks und beobachteten, wie schnell die Mäuse den Unterschied zwischen den Boxen erkannten. Sie vermuteten, dass mit zunehmender Stärke der Elektroschocks auch die Lernleistung der Mäuse besser sein würde. Sie machten jedoch folgende unerwartete Entdeckung: Bei einer mittleren Stromstärke lernten die Mäuse am besten. Schwache sowie starke Elektroschocks schienen die Leistungsfähigkeit der Mäuse einzuschränken. Als sie ihre Ergebnisse visualisierten, zeigte sich die typische umgekehrte U-förmige Kurve.
Um dieses unerwartete Ergebnis weiter zu untersuchen, variierten sie zusätzlich die Aufgabenschwierigkeit. Im nächsten Versuch wurden die Boxen stärker ausgeleuchtet. Das sollte die Aufgabe leichter gestalten. Der Kurvenverlauf für die leichtere Aufgabe, war allerdings nicht so eindeutig wie bisher. Die Leistung der Mäuse nahm bei zunehmender Stärke der Elektroschocks ebenfalls zu. Auch starke Elektroschocks verursachten scheinbar eine gute Leistung. Die Forscher vermuteten, dass der Schwierigkeitsgrad, hier variiert durch die Helligkeit, einen Einfluss auf die optimale Leistung der Mäuse haben muss. Sie ließen schließlich noch weniger Licht in das Untersuchungssetting als im Ursprungsexperiment, um weiter zu untersuchen welchen Einfluss die Aufgabenschwierigkeit hat. In der noch dunkleren Umgebung lernten die Mäuse am schnellsten, die Elektroschocks geringerer Stärke bekamen.
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Zwei logische Schlussfolgerungen wurden gezogen:
- Die Leistung ist abhängig von der äußeren Belastung (bzw. den Elektroschocks). Diese Abhängigkeit lässt sich am besten durch die typische umgekehrte U-Kurve beschreiben.
- Je nach Aufgabenschwierigkeit verschiebt sich außerdem der Hochpunkt, also der Punkt optimaler Leistung, etwas nach links oder nach rechts. Bei leichten Aufgaben scheinen auch stärkere Reize von Vorteil zu sein, während bei schweren Aufgaben geringere Reizstärken die besten Leistungen hervorbringen.
Yerkes und Dodson haben ihre Ergebnisse vorerst nur notiert und visualisiert. Sie haben keine Annahmen zu den Wirkmechanismen gemacht und erst recht nicht mit der Bedeutsamkeit ihrer Ergebnisse für die weitere Forschung gerechnet.
Die Yerkes-Dodson-Kurve
Die Schlussfolgerung der Forscher, die sich mit dem Phänomen weiter beschäftigt haben: Elektroschocks sind Reize, die je nach Stärke ein unterschiedliches Erregungsniveau erzeugen. Statt also von äußerer Belastung zu sprechen, wurde fortan von dem Erregungsniveau gesprochen. Damit ist ein bestimmtes Aktivierungslevel gemeint. Dieses ist auf der X-Achse abgetragen. Ganz links auf der X-Achse ist die Erregung gering. Müdigkeit, Erschöpfung, Langeweile, fehlende Motivation: All diese Zustände beschreiben eine geringe Aktivierung. Ein hohes Erregungsniveau zeichnet sich durch Konzentrationsmangel und Stress aus. Bei einem sehr hohen Erregungsniveau verspüren wir Angst und schließlich sogar Panik. Unser Körper ist überaktiviert.
Beide Erregungsniveaus haben eine unerwünschte Folge: geringe Leistungsfähigkeit. Wir haben Schwierigkeiten, unsere Aufmerksamkeit zu fokussieren und produktiv zu sein. Das optimale Erregungsniveau ist genau in der Mitte. Hier besteht Balance zwischen Entspannung und Anspannung. Wir sind motiviert und dennoch konzentriert.
Wie bereits angesprochen, gibt es keine einheitliche Achsenbeschriftung der U-Kurve des Yerkes-Dodson-Gesetzes. Erregung wurde immer mal wieder durch andere Konzepte ersetzt. Das bewährteste Konzept zur Beschreibung der X-Achse, ist dennoch das Erregungsniveau, welches auch oft mit Stress gleichgesetzt wird. Hierbei ist „Stress“ allerdings nicht, wie sonst im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, negativ konnotiert. Die Y-Achse spiegelt die Leistung wieder. Diese kann durch Effektivität oder Produktivität beschrieben werden.
Was ist Erregung bzw. Aktivierung?
Diese Frage ist noch nicht klar beantwortet. Aktivationstheoretische Ansätze befassen sich mit genau diesem Problem. Erregung wird unter anderem auch physiologisch gemessen. Die Indikatoren Atmung, Herzschlagfrequenz, Blutdruck und Aktivität der Schweißdrüsen können beispielsweise Auskunft über unseren Erregungsgrad geben. Es wird unter anderem behauptet, dass Erregung zwei psychologische Konzepte vereint: Emotion und Motivation. Sie können uns gleichermaßen aktivieren und zum Handeln veranlassen. Alles spricht dafür, dass Emotion und Motivation gemeinsam für den typischen Kurvenverlauf sorgen. Getrennt betrachtet und mit unserer Leistung in Beziehung gesetzt, verschwindet der typische Kurvenverlauf.
Das Yerkes-Dodson-Gesetz in der Praxis
Gerade weil das Yerkes-Dodson-Gesetz so unterschiedlich und vielseitig auszulegen ist, können wir es auf alle Gebiete anwenden, in denen wir eine bestimmte Leistung vollbringen. Ein klassisches Beispiel ist die sportliche Leistung: Ein Fußballspieler mit geringem Erregungsniveau wird sich auf dem Platz nicht schnell genug bewegen und dem Spielverlauf nur schlecht folgen können. Unnötige Fehlpässe und verpasste Torchancen sind die Folge. Übersteigt der Fußballspieler hingegen ein bestimmtes Erregungsniveau ist er so durcheinander, überfordert und unter Druck gesetzt, dass er deutlich schlechter spielt als er eigentlich kann. Er verschießt die einfachsten Bälle, geht auf den Schiri los und zieht sich eher eine Verletzung zu.
Ähnlich ist es bei akademischen Leistungen: Du lernst für die Uni und merkst, dass du immer müde und unkonzentrierter wirst. Dein Erregungsniveau nimmt ab und du befindest dich unter deinem Leistungsoptimum. Das gleiche gilt wenn du prokrastinierst oder Multitasking betreibst. Dein geringes Erregungsniveau verhindert, dass du dich konzentriert der wichtigsten Aufgabe widmest. Viele kennen auch folgendes Phänomen: Kurz vor der Prüfung steigt das Erregungsniveau enorm an. Das Herz schlägt schneller, die Gedanken kreisen und wir bekommen Angst vor der Prüfungssituation. Teilweise sind wir sogar so aktiviert, dass wir uns gar nicht mehr fokussieren können und einen Blackout haben.
Optimal ist es, wenn wir uns gefordert, aber nicht überfordert, fühlen, und ein Gleichgewicht zwischen Entspannung und Anspannung herrscht.
Das Yerkes-Dodson-Gesetz –Die Implikationen fürs Studium
Aus dem Yerkes-Dodson-Gesetz lassen sich eine Reihe von Schlussfolgerungen zum Thema Lernen ziehen. Im Studium ist es unser Ziel unser Optimum an Leistung zu zeigen. Tatsächlich fällt uns dies jedoch schwer und häufig sind wir weniger leistungsfähig als wir es uns wünschten. Unter Berücksichtigung der folgenden vier Punkte kannst du dir das Yerkes-Dodson-Gesetz zu eigen machen und dein persönliches Leistungsmaximum erreichen.
- Extreme vermeiden
Ein sehr hohes oder ein sehr niedriges Erregungsniveau solltest du auf jeden Fall vermeiden! Das bedeutet auf der einen Seite Angstzustände und Panik zu unterbinden. Hast du starke Prüfungsangst? Dann suche dir professionelle Hilfe! Auf der anderen Seite kann auch zu geringe Aktivierung hinderlich sein. Auch bei chronischen Schlafschwierigkeiten, dauerhafter Müdigkeit und intensivem Prokrastinieren solltest du dir professionell helfen lassen und somit das andere Extrem verhindern.
- Auf die Mitte zubewegen
Sobald sicher gestellt ist, dass dein Erregungsniveau kein Extremwert aufweist, solltest du versuchen, dich der Mitte anzunähern. Bist du eher unmotiviert, müde und träge, überwiegt dein innerer Schweinehund und veranlasst dich zu prokrastinieren oder zu faulenzen. Ist dies der Fall, solltest du Motivationsstrategien anwenden. Besonders wichtig ist, dass du dir realistische Ziele steckst und dir erarbeitest, was du tun musst, um diese zu erreichen. Gehörst du eher zu den überaktivierten und panischen Studierenden, solltest du deine Aufregung und deine Angst ablegen. Dein Panikhuhn wirst du los, indem du Zeitmanagement betreibst und effektive Lernstrategien anwendest, die auf dich zugeschnitten sind.
Auf unserer Homepage findest du viele weitere Artikel zu Lernstrategien, die dir dabei helfen dein Leistungsoptimum zu erreichen. Auch zum Thema Prokrastination und Zeitmanagement wirst du hier fündig!
- Aufgabenschwierigkeiten einschätzen
Die Aufgabenschwierigkeit kann das Optimum an Erregung verschieben. Das Erledigen leichterer Aufgaben erfordert ein etwas höheres Erregungsniveau. Ein bisschen mehr Motivation und Willenskraft sorgen dafür, dass wir diese Aufgaben nicht unterschätzen und sie nicht aufschieben. Bei schweren oder komplexen Aufgaben ist ein etwas geringeres Erregungsniveau optimal, um gute Leistungen zu zeigen. Warum? Sie erfordern mehr Konzentration und Aufmerksamkeit. Zu viel Aktivierung kann uns in Panik versetzen und dazu führen, dass wir bei der Bearbeitung der Aufgabe versagen. Probiere folgendes: Setze dir bei leichten Aufgaben kürzere Deadlines und erledige sie gleich am Tagesanfang. Bei schwereren Aufgaben ist es sinnvoll, mehr Zeit einzuplanen, häufiger längere Pausen zu machen und deine Fortschritte zu dokumentieren.
- Dein Optimum finden
Wieder einmal gilt: Wir sind alle verschieden und manche benötigen etwas mehr Zeitdruck und Stress als andere. Daher probiere aus, unter welchen Umständen du die besten Leistungen erzielst und stelle diese Umstände her, sobald du für die Uni lernst.
Optimal ist die goldene Mitte!
Viel Erfolg beim Finden deines Optimums!
Daniel
P.S. Hier noch ein kleiner Tipp wie du Langeweile beim Lernen umgehen kannst! So verhinderst du ein zu geringes Erregungsniveau:
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Quellen:
http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0959354304044918
https://www.psychestudy.com/general/motivation-emotion/yerkes-dodson-law
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Motiviert Studiert – Dein Weg zu weniger Stress, mehr Freizeit und besseren Noten.
Darin erfährst Du alles, was Du wissen musst, um Dein Studium mit Zuversicht anzugehen und mit guten Noten abzuschließen.